Sondaschule – Unbesiegbar (2022)

Im Februar erschien das elfte Studioalbum der Ska-Punk-Kombo aus Oberhausen. Mit Unbesiegbar meldet sich die Sondaschule durchaus eindrucksvoll zurück. Das Rad wird hier nicht neu erfunden, ich möchte auch keine langen Vergleiche mit den früheren Alben ziehen, sondern mich mit dieser Kritik einfach mal voll und ganz auf die neue Platte fokussieren.

Insgesamt betrachtet kann man sagen, dass man ein durchaus modernes Ska-Punk-Album hört, auf welchem sich die Band phasenweise auch anderer Stile bedient. Aber dazu später mehr.

Nach einem kurzen Intro folgt mit Gute Zeiten gleich ein richtig starker Opener, der mit viel Druck in den Bläser-Parts und hoffnungsvollem Text direkt zum Start eine absolut positive Duftmarke abgibt und der in dieser Form sicher auch hervorragend als Eröffnung für künftige Konzerte geeignet ist.

Lasst uns ein paar Pferde stehlen und Richtung Zukunft reiten, Die Welt gehört uns, jetzt kommen die guten Zeiten

Songs von diesem Kaliber finden sich zum Glück noch einige mehr. Ich verspreche mir selbst folgt direkt dem ersten Titel und kombiniert wunderbar abgestimmt einen stampfenden (aus meiner Sicht auf diesem Album besten) Ska-Part mit melodiösem Punkrock. Ähnlich sieht es bei den Titeln Beverly Hills und vertrauen, vertrauen, vertrauen aus.

Hast Du vielleicht gefällt mir ebenfalls aufgrund des positiven Ansatzes im Text, in dem es darum geht, dass zwar gerade alles zu Grunde geht, aber man sich trotzdem bzw. genau deshalb auch gelegentlich die Zeit nehmen muss, um mit lieben Menschen gute Sachen zu erleben. Dieser Track kommt außerdem mit einem fast schon Metal-Punk-tauglichen Gitarrensolo daher. Das ist bei einer Sondaschule-Platte soweit auch alles keine große Überraschung.

Was befindet sich also noch auf dem Album? Zusammengefasst: ein paar ruhigere Tracks dürfen natürlich nicht fehlen, was auch nicht weiter überrascht, aber dazu befinden sich noch einige musikalisch zeitgeistige Kompositionen auf Unbesiegbar. Dass also Grundsätze des Hip Hops oder keyboardunterstützte Fun-Pop-Elemente à la 257er integriert sind, ist durchaus überraschend, aber hier recht häufig anzutreffen: Dies ist z.B. in der ersten Strophe von Merkst Du nicht?! Oder auch in den Strophen bei Liebe für die Freaks – einem weiteren persönlichen Lieblingssong von mir – der Fall. Wirklich ein schöner Text, der herrlich ironisch betont, wer eigentlich mittlerweile schon alles so als Freak durchgeht: Du pennst auf Festivals im Zelt:

Dieses Muster setzt sich bei Songs wie Keine Zeit, Morgens um halb vier oder Was ich am liebsten mach weiter fort. Bei all diesen Liedern gibt es in der einen oder anderen Strophe eher poppige Passagen, die aber immer wieder durch überzeugende rockige Teile aufgefangen werden. Außer bei dem Titeltrack Unbesiegbar. So ist ausgerechnet der Titeltrack für meine Ohren eigentlich der schwächste Titel, hier kommt kein Turnaround, hier bleibt es schwer poppig.

Gerade für die eben genannten Lieder muss auch noch erwähnt werden, dass die Texte durchweg humorvoll verfasst sind, auch wenn sie eigentlich unlustige bis nervtötende Themen wie Flatearther und entgrenztem Konsum behandeln. Sofern man kein Punk-Purist ist, tragen die Texte definitiv dazu bei, dass auch diese Lieder gut hörbar bleiben:

Auch mein neues Klo hat vierundzwanzig Karat und in ca. achtzig Jahren ist das alles abbezahlt.

Die ruhigeren Titel wie Zwischen Ampeln und Laternen oder Bevor ich irgendwann mal geh‘ kommen solide daher. Sie wirken weder unpassend aufgesetzt noch zu rührselig, so dass auch hier festgehalten werden kann, dass sich diese Stücke ebenfalls gut ins gesamte Album einfügen, das mit 14 Titeln eine angenehme Länge vorweist, eine grundsätzlich durchdachte, aber auch nicht ganz so wichtige Dramaturgie innehat und von mir insgesamt als wirklich gutes Album eingestuft wird. Da ich vom Hören mehrfach Ohrwürmer bekam, die ich durch erneutes Hören zu bekämpfen versuchte, hat sich Sondaschule hier noch einen halben Wellenbrecher dazu verdient und kommt letztlich auf siebeneinhalb von zehn Wellenbrechern!

Ich gratuliere der Band zu dieser Platte, auch weil ich persönlich in den letzten Jahren vergleichsweise sehr wenig Ska und Ska-Punk gehört habe und durch diese Platte und eine weitere kürzlich erschienene (in Kürze mehr dazu hier im Blog) wieder voll Bock drauf habe. Das muss man auch erstmal so hinbekommen. Hut ab! Ich hoffe jetzt noch auf ein Sondaschule Konzert in 2022.

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