„Tipps aus’m Pit“ zum Nachbetrachten (aus #60)

Alex: Empire State Bastard – Harvest (2023)
Eine Supergroup bestehend aus Simon Neil (Biffy Clyro), Mike Vennart (Ex-Oceansize, Vennart), Dave Lombardo (Ex-Slayer) und Naomi Maclead (Bitch Falcon), die sich aufgemacht haben „ungekürzten Hass in musikalische Form“ (Mike Vennart) zu pressen. Die erste Kostprobe Harvest, ein Teaser zum inzwischen erschienenen Album Rivers of Heresy, machte extrem Bock auf einen Kaltstartabriss in Brexitmanier:

Ob das Debüt halten kann, was die erste Ernte verspricht, bleibt abzuwarten und wird zu gegebener Zeit in unserem Now Playing zu besichtigen sein.

Felix: Russian Circles – Gnosis (2022)
Felix ist ein Mann der Gelegenheiten. Zu jeder Gelegenheit die passende Musik. Und die instrumentale Rockband Russian Circles aus den USA, die schon länger in Felix‘ Hinterkopf herumspukt, hat es mit ihrer Art, wortlos Geschichten zu erzählen, nun endlich auch in die Tipps aus’m Pit geschafft.

2004 gegründet erschien mit Gnosis im letzten Jahr das bereits achte Studioalbum des Trios.

Marco: Das Phänomen Alligatoah
Lukas Strobel alias Alligatoah ist schon ein Phänomen: Der Multiinstrumentalist kann singen, rappen (höre dazu auch Trailerpark), raffinierte Texte schreiben und ist live eine Wucht. Marco war auf der Retour-Tour (nein, nicht der Scheinriese!) und konnte sich davon selbst überzeugen. Doch bei aller künstlerischen Klasse und sehr gelungenen Songs wie Verloren…

… konnte Alligatoah auf seinen bisherigen Alben, und das schließt Rotz und Wasser aus 2022 mit ein, unseren Marco nie in Gänze überzeugen. Verrückt?! Wir gehen der Sache in der Podcast-Folge auf den Grund.

Gerrit: Vochlea Dubler Studio Kit 2
Heute verrät Gerrit euch, dass er kurz davor ist, sich eine Software für Musikmenschen anzuschaffen, bei der der eigene Mund die Instrumente definiert. Klingt spannend? Ja, total! Hört gerne in die neue Folge rein und lasst es euch von Gerrit persönlich erklären. Oder habt ihr velleicht selbst schon Erfahrungen mit diesem Programm? Lasst es uns und ihn wissen! Kontakt über instragram, facebook, YouTube oder über diese Seite. Oder per E-Mail an info@wellenbrecherbereich.de oder gerrit@wellenbrecherbereich.de

Hier der Link zum Vochlea Dubler Studio Kit 2.

Disclaimer:
Wie ihr es euch denken könnt, verdienen wir mit der Erwähnung des Produkts kein Geld! Und wir wurden von Vochlea auch in keinster Weise um Erwähnung gebeten und stehen nicht in Kontakt.

#60 Tipps aus’m Pit: Oktober 2023

Fakt statt fucked: Der religiöse Ausdruck “Gnosis“ – die (Er)kenntnis – ist tatsächlich verwandt mit dem englischen “to know“ (sowie dem Substantiv “knowledge“) und dem Sanskritwort jñāna. Ihr versteht nur Bahnhof? Macht nichts! Einfach unsere neuen Tipps aus‘m Tipp anhören – jetzt auf allen gängigen Streaming-Plattformen! Zusätzlich zur Diskussion über religiöse Begrifflichkeiten und deren Ursprung gibt es ganz nebenbei auch wieder viel neue Musik zu entdecken, Marco lädt zur Therapiestunde und Gerrit bittet euch um Erfahrungswerte. Seid dabei, macht mit!

Disclaimer 1:
Das Debütalbum der von Alex empfohlenen Supergroup ist inzwischen erschienen (1. September). Es heißt “Rivers of Heresy“. Hört unbedingt rein, ihr erlebt – Zitat Vennart: „ungekürzten Hass in musikalischer Form.“

Disclaimer 2:
Wie ihr es euch denken könnt, verdienen wir mit der Erwähnung des Produkts (Tipp 4) kein Geld! Ja, warum eigentlich nicht? 😉

#59 Das dreckige Dutzend – Rock Is Alive

Kommen wir sofort zur Sache: In Anlehnung an unsere zuletzt diskutierte Frage: Is Rock dead? (höre Folge #58 hier), stellen wir heute mit unseren sorgsam ausgewählten Titeln fest: Nö – Rock is f*** alive! Die Rock-Playlist gibt es erstmals zum Hören und Teilen auch auf Spotify und natürlich – wie gehabt – auf unserem YouTube Kanal. Rock on!

Disclaimer/Spoiler:
Ihr kennt das: Auch diese Folge wurde bereits vor einigen Monaten aufgenommen. Inzwischen ist das genannte Album von Swiss und die Andern “Erstmal zu Penny“ erschienen (im Mai) und das neue Album von Velvet Two Stripes “No Spell For Moving Water“ steht in den Startlöchern (6. Oktober).

Zudem hat Marco Arch Enemy endlich live – beim Rock am Ring – sehen können.

Spotify Playlist:
https://spotify.link/MkfwLBd7eDb

Playlist „Rock Is Alive“ in Kürze – zum Nachlesen und Anhören/Ansehen (klickt auf den Song) – jetzt auch bei Spotify erhältlich:
The Struts – Could Have Been Me (Felix)
Fjørt – Kolt (Marco)
Fjørt – Lod (Alex)
Brutus – War (Felix)
Swiss und die Andern – Erstmal zu Penny (Marco)
The Last Internationale – Soul On Fire (Alex)
Velvet Two Stripes – This House Is Built On Sand (Felix)
Amyl and the Sniffers – Security (Marco)
The Warning – Evolve (Alex)
Algiers – 73% (Felix)
Starcrawler – Roadkill (Marco)
Mammoth WVH – Don’t Back Down (Alex)






#58 Is Rock Dead?

Ja, das sagen wir immer. Aber es stimmt ja auch immer: Ein ganz spannendes Thema haben wir heute für euch und uns vorbereitet. Wir sprechen über den Mythos, dass Rockmusik doch längst tot sei. Abgelöst von Elektro, Hip-Hop, Pop. Aber stimmt das wirklich? Und wenn ja, woran liegt das? Wer hat ihn begraben und wie wäre eine Wiederauferstehung möglich? Fragen über Fragen, die nach Antworten verlangen. Und um uns abschließend an diejenigen zu erinnern, die das Genre auf die eine oder andere Art großgemacht und mitgeprägt haben, spielen wir eine lockerflockige Runde: Erkenne die Legende! Mitraten absolut erwünscht! Seid dabei!

Und wie ist überhaupt eure Meinung zum Thema: Is Rock dead? Und welche Argumente habt ihr dafür oder dagegen?

The Cat Empire – Where The Angels Fall (2023)

Songs des Albums:
Thunder Rumbles
Boom Boom
Money Coming My Way
Deeper
Owl
Dance the Night Away
Be With You Again
Rock ‘n’ Roll
Coming Back Again
West Sun
Old Dog, New Trick
Oh Mercy
Walls
Drift Away

von Alex

Wer uns schon etwas länger (ver)folgt, weiß, dass ich durchaus ein Faible für Blechgeschmetter in meiner Musik habe – exemplarisch zu nennen seien die bereits im Wellenbrecherbereich thematisierten Moop Mama, Dubioza Kolektiv, La Vela Puerca, Leo In The Lion Cage oder eine Band, dessen Album wir voraussichtlich Anfang 2024 besprechen werden. Bleibt also dabei!

Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass sich auch die Australischen The Cat Empire – quasi als Godfather des Fusion-Brass – in meine Rotation gespielt haben. Bei Spotify schon länger verfügbar, wird das neunte Album des frisch zusammengewürfelten Ensembles in physischer Form erst ab dem 13. Oktober erhältlich sein. Ein Now Playing ist aber trotzdem drin. Doch vorher kurz zum geänderten Personal:

Ensemble-Roulette
Das Katzenimperium wurde immer schon um die Gründungsmitglieder Felix Riebl und Oliver McGill herumgebaut. Der dritte Mitbegründer Ryan Monro sowie viele weitere Mitglieder des langjährigen Stammpersonals (seit 2001) verließen die Band Ende 2021. Offiziell war dies die Auflösung. Doch Riebl und McGill hatten offensichtlich noch Bock. Ziemlich genau ein Jahr ist es her, als The Cat Empire über ihre Social Media Kanäle eine neue Zusammensetzung verkündete. Vor allem die von den Seychellen stammende Grace Barbé (Bass und Gesang) sticht dabei ins Auge und Ohr.

Ein Donnergrollen ausgelöst durch Spaß und Spielfreude
Das erste Album in ziemlich neuem Gewand startet ganz puristisch. Die tief in die Eingeweide fahrenden Töne des Sousaphons drücken die richtigen Knöpfe und so folgt ein verheißungsvolles Kopfnicken bei den Hörern fast zwangsläufig. Binnen Sekunden. Was sich musikalisch anschließt darf mit Fug und Recht als Cat Empire Classic verbucht werden, welcher den Hits des starken Vorgängeralbums Stolen Diamonds (mehr zum gescheiteren Erwerb der Platte nach der Rezension) in nichts nachsteht: Bewegende Beats, treibende Bläser, konsonant warme Melodien und dazu eine hookähnliche Gesangslinie von Felix Riebl, die beim Rezensenten schnell steckenbleibt. Wer sich hier nicht bewegt und lauthals mitsingt, ist taub oder tot.

I like the lights that shine on the distant shore
I like the blinding city where my dreams are born
I like the rush and the shudder of the stadium roar
Where the underdogs rise and the giants fall
And the thunder rumbles…

Abrocken ohne Stromgitarren-Distortion: Riebl und Konsorten haben es schlicht drauf
Bleiben wir in der chronologischen Dramaturgie des Albums darf mit Boom Boom und Money Coming My way ansatzlos weitergefeiert werden. Aber mein ganz persönliches Highlight ist Dance The Night Away, das wie eine Hommage an die Mavericks daherkommt und mich unverhofft an meine Sympathie für den Teufel (Whoo, Whoo!) erinnert und an die zappeligen Verrenkungen eines positivverrückten Jerry Lee Lewis an seinem Klavier. Pleased to meet you… Ollie McGill! Versteht ihr nicht? Dann anhören!

der Song wurde geschrieben für Riebls kleine Tochter, die offenbar gerne und viel tanzt

Auch die Ausgewogenheit passt
Aber ein gelungenes Album besticht nicht durch “die ewige Wiederkehr des Gleichen“, sondern durch ausgewogene Vielfalt. So ist Where The Angels Fall nicht nur geeignet als Untermalung für schwülwarme Cocktail-Parties im Sommer, sondern – gerade im zweiten Teil – auch sehr interessant für musikalische Apnoetaucher. Mit Songs wie West Sun (Countryblues), Old Dog, New Trick (Salsa/Tex-Mex) oder dem verträumten Rausschmeißer Drift Away (50er-Jahre-Buddy-Holly-Everyday-Vibes, mitgeschrieben und -gesungen von Grace Barbé, zum Teil auf Kreolisch) wird jede Erwartbarkeit lässig links liegen gelassen und bei Be With You Again zaubert die Band eine gar magische, akkordeon-getragene Ballade von erfrischender Moderne mit berührendem Text in die Rillen des Vinyls.

Will I ever find my joy
Knowing you had so much pain?
Why should people hear my voice?
Next to yours it sings so plain
I can't reason it at all
Yeah they words just won't explain
I'm over here, you're on the other side
I wanna be with you again
der Text lässt vermuten, dass es um Verlust und Trauerbewältigung geht – großes Kino!

Fazit
Das neue Album mit neuem Ensemble rumblet und boomt, es rockt, rollt und tanzt wie wir es aus der Vergangenheit gewohnt sind, aber zu gleichen Teilen driftet es auch tiefer. Und zwar dorthin, wo selbst die Engel (vor Staunen um)fallen. Absolute Kaufempfehlung: 8,5/10 Wellenbrecher.


Nachtrag zum Vorgänger Stolen Diamonds (aus 2019):
Bezugnehmend auf meinen allerersten Blog-Artikel zum Thema “Analoge Musikbeschaffung: Amazon vs. Einzelhandel“ darf ich an dieser Stelle noch schnell verraten, dass ich mir besagtes Album für 30,- Euro im Einzelhandel bestellt hatte. Nachdem ich wochenlang nichts hörte, rief ich nochmal an. Leider wurde meine Bestellung vergessen, obwohl ich extra persönlich vor Ort gewesen war. Man wollte die Platte schnell nachbestellen, um dann festzustellen, dass es inzwischen keine mehr gab – zumindest keine unter 100 Euro… Ärgerlich! Natürlich: Fehler passieren, keine Frage, aber leider war es in diesem Laden, dessen Name der Fairness halber nicht genannt wird, nicht das erste Mal. In solchen Fällen braucht sich niemand wundern, weshalb am Ende eben doch oft der Weg ins Internet gewählt wird. Und dabei muss es selbstverständnlich nicht immer Amazon sein. Es gibt auch gut sortierte Online-Shops von kleinen Anbietern.

Abschließend: Wer Stolen Diamonds zu einem fairen Preis abzugeben hat, hier schreibt ein dankbarer Empfänger.