#69 das dreckige Dutzend (Zukunftsmusik)

Heute mit dabei: Ein Terminator, der lieber doch nicht stagedivt, Bill Clinton, der leidenschaftlich Saxophon spielt, ein harmloses Alltagsdevice, das beinahe für die Scheidung sorgt, ein positiver Pink-Fan und natürlich… die Maus und der Elefant! Hört unsere 4×3 ausgewählten Lieblingssongs zum Thema “Künstliche Intelligenz“ und “Zukunftsmusik“ in Anlehnung an unsere letzte Folge. Die Playlists findet ihr sowohl bei YouTube (die Videos dazu sind sehr zu empfehlen!), als auch bei Spotify im Audioformat.

Unsere Playlist Best of Thema „Künstliche Intelligenz“ und „Zukunftsmusik“

Playlist zum Nachlesen:
Chuck Berry – Johnny B Goode (Gerrit)
Jimmy Eat World – Futures (Marco)
Father John Misty – Total Entertainment Forever (Alex)
Adam Angst – Alexa (Felix)
Compressorhead – Compressorhead (Gerrit)
Placebo – Try Better Next Time (Marco)
Yann Tiersen – Comptine d’un autre été (Alex)
Mine und Co. – Schminke (Felix)
AIVA, Brad Frey – On The Edge (Gerrit)
Peter Fox ft. Inéz – Zukunft Pink (Marco)
Cypress Hill ft. Tom Morello – Rise Up (Alex)
Bastille – Give Me The Future (Felix)

#68 – Rythmus per Algorithmus – Bald Laptop statt Gitarre am Lagerfeuer?

Kaum ein anderes Thema wird derart kontrovers rauf- und runterdiskutiert. Die Künstliche Intelligenz (KI) ist gekommen, um zu bleiben. Zukunftsmusik ist sie längst keine mehr. Doch hat sie auch ihren verdienten Platz in der Musik? Wird KI nicht auch dort schon sehr lange eingesetzt? Wann ist die KI im Bereich der Kunst hilfreich und wann geht es zu weit? Heute ziehen wir die ganzen Fragezeichen gerade. Und zum Abschluss gibt es für euch und uns ein wunderbares Spiel zum Mitraten: Ist der vorgetragene Songtext von Mensch oder Maschine? Macht mit, hört rein, seid dabei! Und wie immer: Stellt Fragen!

#67 #zweiraumsilke – Detox (2019)

Witzig: Kurz nachdem wir die Aufnahmen zu unserer Albumbesprechung beendet hatten – wir sprachen über das (noch!) aktuellste Album der bayerischen Hip-Hop-Jazz-Brass-Combo #zweiraumsilke – wurde bekannt, dass eben jene ab April wieder ins Studio wollen, um neue Songs aufzunehmen. Wir alle können das Großensemble dabei finanziell unterstützen – aktuell wird zum Crowdfunding aufgerufen, coole Dankeschön-Aktionen der Band inklusive. Checkt das!

Der Wellenbrecherbereich arbeitet parallel mit dem, was wir haben: Wie hat uns das 2019er Werk “Detox“ gefallen? Hört jetzt rein, überall im Stream! Und: Esst mehr Obst!

Shaka Ponk – Selftitled (2023)

von Alex

1. D’Essence
2. Alegria
3. Dad’Algorhythm
4. 13000 Heures
5. J’aime Pas Les Gens
6. Je M’avance
7. Il y a
8. Multiply
9. Tout Le Monde Danse
10. Resign

Manchmal muss man sich doch wundern: Seit ich zahlender Kunde bei Spotify bin, und das ist gar nicht mal so lange (ihr wisst noch: Musik Tinder, lese hier), hatte ich jetzt das erste Mal die Situation, dass ich in meiner digitalen Bibliothek ein Album entdeckte, an das ich mich überhaupt nicht erinnern konnte. Shaka Ponk?! Was ist das? Nie gehört! Wer hat das hier reingezogen? Hm, muss wohl ich gewesen sein! Und vielleicht habe ich mir sogar was dabei gedacht… Und in einem Satz: Ja, das hatte ich!

Shaka Ponk passt perfekt sowohl in unsere Playlist Best of MultiSingual (Folge hier), weil viel Französisch und auch mal Spanisch gesungen wird, als auch in die Playlist New Rock (Folge hier), obwohl die Band gar nicht so “new“ ist (gegründet 2004), aber einfach verdammt frisch und zeitgemäß klingt. Interessanterweise verließen die Franzosen schon in ihrem Gründungsjahr ihr Land und zogen nach Berlin, weil sie sich in Frankreich aufgrund der dort existenten nationalen Radioquote in ihrer kreativen Freiheit sehr eingeengt fühlten.

Wie also eben gehört bin ich bei Shaka Ponk so spät auf der Party, dass schon Reinhard Meys „Gute Nacht, Freunde“ erklingt. Wie gemunkelt wird, könnte das gerade erschienene Album ihr letztes gewesen sein. Den letzten Wagon des Hypetrains habe ich aber noch erwischt.

Das „Wie für mich gemacht“-Album
In Anlehnung an eine schlechte Werbung für Kreditvergabe, kann man wirklich behaupten, dass dieses Album Vieles von dem vereint, was ich mag: Wir hören Metal-Elemente zum Kopfnicken, schnellen Punk, Rap-Parts in verschiedenen Sprachen, wunderschönen Gesang und in homöopathisch angemessenen Dosen Elektrosamples. 

Highlights
Direkt die ersten beiden Songs stechen heraus. Der Elektro-Metal-Opener D’Essence und Alegria, das neben einem indigen-anmutenden Klangbild mäandert zwischen handfestem Rock, einem im Freudentaumel gut mitgrölbaren Refrain und einer ausladenden Crescendo-Bridge.

Der klare Champion der Platte ist aber die zeitlose Ballade Il y a. Auf unserem Instagram Kanal hatte ich per Reel häppchenweise meine drei Songs des Jahres 2023 präsentiert – Il y a war einer von ihnen. Er startet mit einem mantraartigen Elektosample, das uns durch den ganzen Song begleitet, uns an die Hand nimmt, wie eine Mutter es bei ihrem Kinde tut. Es folgen Akustikgitarre, ein leichter Ghost-Note-Snare-Beat, später Geigen. Und über allem schwebt die kraftvoll und zugleich verletzliche Stimme von Sängerin Sam, die uns auf Französisch erklärt, worum es im Leben geht. Fantastisch!

Der Gesang
Apropos Gesang: Nicht nur genre-technisch hat das Album einiges zu bieten. Auch hinsichtlich der Stimmen gilt es genauer hinzuhören: Sängerin Sam kann nicht nur toll singen, sondern auch – meist auf Französisch – on point rappen. Ihr männliches Pendant Frah tut es ihr gleich. Auffällig zudem, dass neben Französisch und Spanisch auch immer mal wieder ins Englische gewechselt wird, sowohl innerhalb eines Songs, als auch über einen ganzen Song hinweg (höre zum Beispiel das punkige Dad’Algorhythm oder das radiotaugliche Multiply; gemäß Artikelanfang: Wettbewerbsnachteil in Frankreich!). Wir hören auf dem selftitled Album also Crossover im musikalischen, gesanglichen und sprachlichen Sinne.

Diese Revolution ist tanzbar
Neben dem Rock und der Vorzeige-Ballade legt das Ensembe enorm viel Wert auf Tanzbarkeit. Entgegen der Erwartung bei einem Titel wie Tout Le Monde Danse (Alle tanzen) ist jedoch gerade diese Nummer eher ein Hybrid und kein klassischer Tanzsong. Musikalisch passagenweise ja, aber die Charakterfarbe ist ein melancholisches Grauschwarz. Übersetzt man den Text und schaut sich das dazugehörige Video an, wird schnell klar: Es geht keinesfalls ums ausgelassene Tanzen. Es geht um die Frage, warum in der Konsensfabrik denn eigentlich die Lämmer schweigen, ein übersetzter Auszug:

Alle tanzen, wenn diese Leute mit den Fingern schnippen.
Aber ich tanze nicht
Ich tanze nicht nach dieser Melodie, ich tanze nicht für falsche Kriege.
Ich tanze nicht, wenn man mir alles und das Gegenteil vorschreibt.
Ich tanze nicht, wenn diese Leute mit den Fingern schnippen
.

Songs wie J’aime pas les Gens, das verbindende Resign oder besagtes Multiply sind da schon deutlich tanzbarer und klingen ein bisschen nach Culcha Candela, die in einen Zaubertrank aus Rockmusik gefallen sind. In Letzterem erklingt sogar ein zurückhaltendes Pianosample, das uns zaghaft, aber eindeutig an ABBA erinnert.  

In den Texten der Band bleibt ihr inhaltlicher Anspruch zu jede Zeit sichtbar. Wie das Cover des Albums vemuten lässt – siehe oben: Sam steht mit entschlossenem Blick, einem brennenden Molotov-Cocktail und einem umgehangenen Patronengürtel vor uns – sehen sich Shaka Ponk als Teil einer Gegenbewegung. Gegen Elitarismus, gegen soziale Ungleichheit, gegen Neo-Kolonialismus, gegen Rassismus, gegen Sexismus.

And if you don’t wanna resign
Join us in the fight, Join us in the fight
And don’t you worry ‚bout it
It’s not up to them to decide

aus Resign

Keine Frage: Auch 2024 gibt es genug zu tun. Dass die sogenannte „schweigene Mehrheit“ nicht alles kommentarlos hinnimmt, haben die letzten Wochen eindrucksvoll bewiesen, als deutschlandweit etwa 1,5 Millionen Menschen gegen Faschismus auf die Straße gingen. Allein es kann nur der Anfang gewesen sein. Auch in Zukunft wird es mehr als notwendig sein, Haltung zu zeigen. Dieses Album kann ein Soundtrack sein – 8/10 Wellenbrechern

„Tipps aus’m Pit“ zum Nachbetrachten (aus #66)

Marco: The Warning
Eine Band, die schon Erwähnung fand im Wellenbrecherbereich – einmal im Genuary hier und im Dreckigen Dutzend Rock is alive hier: Das Schwestern-Trio aus Mexiko, von Marco live gesehen beim Rock am Ring, macht Hoffnung auf eine gelungene Operation am herzkranken Patienten Rockmusik. Ja, Talent ist wahrlich keine Frage des Alters, Rock sei Dank:

Ihr bereits drittes Album Error (2022) ist sehr zu empfehlen. Geschaffen für und geschätzt von Menschen, die auf melodiösen Hardrock mit tollen Stimmen stehen. Auch die neue Single More, erschienen im Frühling dieses Jahres, bildet da keine Ausnahme:

Gerrit: Yousician App
Der Meister der Produktplatzierungen hat wieder zugeschlagen. Dieses Mal handelt es sich um eine App, die Gerrit und allen anderen Interessierten das Erlernen des Gitarrenspiels erleichtern soll. Wie immer gilt selbstverständlich: Für die Erwähnung haben wir keinerlei Zuwendungen vom Hersteller erhalten. Neugierig sind wir trotzdem: Wie sind eure Erfahrungen mit der App oder habt ihr vielleicht mit anderen Lern-Apps gute Erfahrungen gemacht? Lasst es uns wissen!
Appstore hier
Google Play hier

Alex: Stray From The Path
Alex hat nach langer Zeit einen alten Mucker-Kollegen wiedergetroffen, “abseits des Pfades“ mit ihm über Gott und die Welt geschnackt und ist bei Stray From The Path hängengeblieben. Die Band aus New York, schon 2001 gegründet, ist trotz der Veröffentlichung von elf Alben, bisher unter Alex‘ Radar hindurchgeflogen. Dabei ist die Musik genau sein Ding: Nu Metalliger Punkcore mit überragenden Riffs, Beats und Rhymes. Auch die Art wie Sänger und Rapper Andrew di Jorio sowohl Song als auch Bühne kontrolliert, keine Widerworte duldend, machen beim Hören und Schauen Bock auf Eskalation.

Textlich/inhaltlich gibt es ebenso wenig Kompromisse, was schon diverse Song- bzw. Albumtitel, wie das eigenproduzierte Debüt “People over Profit“, der Zweitling “Audio Prozac“ oder die aktuelle Scheibe aus 2022 “Euthanasia“ beweisen. Auch in diesen beiden Songs hier sind Message und Marschrichtung klar definiert. Letzterer vom 2017er Album “Only death is real“:

Felix: Hot Water Music
Die Post-Hardcore-Punk-Band aus den Staaten feiert im kommenden Jahr ihr 30-jähriges Bestehen und ist damit nochmal sieben Jahre älter, als vormals erwähnte Stray From The Path. Für Felix fungiert dieses ungeheuer talentierte Ensemble immer wieder als Anker, um nach musikalischen „Eskapaden“ zurückzukehren in einen sicheren Hafen.

Besonders angetan hat es ihm dabei die Vita und Stimme von Sänger Chuck Ragan, die vor allem unplugged richtig „kratzbürstig“ zur Geltung kommt:

Ragan selbst ist auch solo aktiv, seine Band ist im kommenden Jahr auf Tour. Eine Empfehlung!