Genuary Tipp 10/31 Tess Parks

Im September 2022 hat Tess Parks ihr neues Album And Those Who Were Seen Dancing herausgebracht. Ying und Yang im musikalischen Sinne bedeutet bei mir einerseits sehr harte Musik und ruhigere bis melancholische Musik andererseits. Ich brauche beides. Tess Parks erfüllt mit ihrem im Ansatz psychedelischen Rock oder Alt-Brit-Pop den ruhigeren Part.

Es ist ihr zweites Solo-Album. Das erste Blood Hot erschien 2013, dazwischen erschienen noch zwei Alben gemeinsam mit Anton Newcrombie (The Brain Jonestown Massacre). Ich bin erst mit dem neuen Album durch das Eröffnungslied WOW auf sie aufmerksam geworden.

Die Keys erinnern mich stark an ältere Brit-Pop-Bands, allerdings sind sie bei Tess Parks häufig anders eingebettet, eher in ein insgesamt etwas sphärisches Soundkonstrukt. Das war zu dem Zeitpunkt als ich das Lied entdeckte genau das, was ich gesucht habe. Diesen Titel höre ich mit Abstand am häufigsten, aber das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Album aus 2022 insgesamt gelungen ist. Die Lyrics sind bei ihr eher reduziert, wenngleich ihre Stimme schon sehr im Vordergrund steht. Das Album ist außerdem kein rein melancholisches Songwriter-Album, sondern durchaus abwechslungsreich. Die Zeitreise auf die britische Insel zieht sich für mein Gehör allerdings recht konsequent durch. Tess Parks selbst lebt in London, stammt ursprünglich aus Kanada und war kürzlich auch für einige Konzerte in Deutschland. Vielleicht folgen im Sommer / Herbst ja einige weitere Auftritte. Lieblings Songtitel ist der des Sprechgesang-Stückes Brexit at Tiffanys. Den eher visuell Geneigten empfehle ich überhaupt ihre Videos, die eine eigene spezielle künstlerische Ästhetik haben, die sie auch auf einigen Fotografien auf ihrer Homepage darstellt.

Natürlich habe ich dann auch Verpasstes aufgeholt und in die Vorgänger reingehört. Das erste Album war klanglich noch deutlich reduzierter und kommt auf jeden Fall im Gitarrensound rockiger rüber. Der Gesang hat dabei phasenweise etwas von Mazzy Stars Hope Sandoval.

Eine Mischung von Titeln aus dem ersten und ihrem neuen Album gespickt mit einzelnen Songs aus ihren Alben mit Anton Newcrombie ergeben in jedem Fall eine sehr entspannt runterfahrende Playlist.

Genuary Tipp 9/31: Pure Reason Revolution (Chloe Alper)

von Alex

In unserer letzten Veröffentlichung des vergangenen Jahres – dem Dreckigen Dutzend Best of 2022 – hatte ich mir u.a. eine Nummer von dieser Band herausgepickt (höre hier). Dead Butterfly zählt in seiner fließenden Struktur und seinem Facettenreichtum zum Besten, was ich in 2022 gehört habe.

Die Band hinter diesem Song kann sich glücklich schätzen, mit Chloe Alper nicht nur eine tolle Sängerin, sondern auch Musikerin in ihren Reihen zu haben (hauptsächlich Keyboard und Bass). 2003 an der Londoner Westminster University gegründet, kristallisierte sich schnell eine aufregende Mischung aus avantgardistisch sphärischem Rock und Down To Earth Elektro heraus. Nach vier Alben und einer kurzzeitigen Schaffenspause, kam die dreiköpfige Band 2020 mit ihrer knapp 48-minütigen Sechs-Track-LP (!) Eupnea fulminant zurück. Im Video unten sprechen Komponist/Sänger/Gitarrist Jon Courtney (nein, nicht Jon Courtenay von Britain’s Got Talent!) und Chloe Alper sympathisch und ganz offen über die Entstehung des titelgebenden Songs:

Der Bandname übrigens passt ideal zu meinem Blogartikel Literatur in der Musik, denn Pure Reason Revolution steht für Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft.

Interessante Links:
Pure Reason Revolution auf Instagram
Pure Reason Revolution im Bandcamp

Genuary 23 Tipp 8/31 Ruena

Von Felix

Heute wird es sehr kurz, dafür habt ihr die Möglichkeit eine oder einer der ersten Folgenden für eine durchstartende Künstlerin aus England zu sein. Vorgestern haben wir euch hier Delilah Bon vorgestellt und in diesem Rahmen kündigte ich bereits die Vorstellung einer Musikerin an, die Delilah Bon live auf der Tour als Bassistin unterstützt.

Ruena hat im letzten Jahr ihre erste Single Glitch mit dazugehörigen Video veröffentlicht. Das Video dazu ist im Übrigen im Alleingang mit einigen Freundinnen und ihrem Partner Tom Marsh (ebenfalls als Musiker bei den auch sehr empfehlenswerten Haggard Cat aktiv) entstanden, also selfmade genauso wie die Musik und die Texte.

Während der Titel eher als alternativer Pop durchgeht ist die zweite Single Kamikaze bereits deutlich rockiger und auch textlich bemerkenswert, da hier nach eigener Aussage die Auswirkungen von Missbrauch thematisiert werden. Das Video hierzu wurde weiterhin nach eigener Idee, allerdings mit etwas mehr Unterstützung gedreht und das zahlt sich meiner Ansicht nach voll aus, da ein dem Song entsprechendes bildstarkes Video entstanden ist.

Die als Art Model und Musikerin sehr aktive Engländerin hat für dieses Jahr weitere Musik und weitere Videos angekündigt. Ich bleibe gespannt und hoffe wie immer darauf, dass dann als einer der nächsten Schritte ein physischer Tonträger erscheinen wird – bisher gibt es die zwei Songs auf den gängigen Streaming-Plattformen und bei YouTube. Der Wellenbrecherbereich bleibt jedenfalls dran!

Genuary Tipp 7/31: Plush

von Alex

Nein, liebe Musikmenschen: Plush ist nicht nur ein launiger Stone Temple Pilots Evergreen, sondern auch der Name einer jungen, talentierten All-Female-Band aus den Staaten, die ich euch heute präsentieren möchte. Das Quartett besteht aus Moriah Formica (Gesang und Gitarre), Bella Perron (Gitarre), Ashley Suppa (Bass) und Faith Powell (Drums). Und trotz ihres jungen Alters – keine ist älter als Anfang 20 -, gibt es bereits eine beachtliche Liste an Künstlern und Bands, die sie als Support gebucht haben: Sevendust, Evanescence, Slash, Halestorm (siehe hier), Mommoth WVH u.a. Bespielt wurde dabei hauptsächlich ihr selftitled Debütalbum aus dem Jahr 2021. Offenbar kam das nicht nur bei den Fans der eben genannten Headliner an: Die Singles Hate und Better Off Alone kletterten in die Billboard Top 40:

Moriah Formica ist dabei nicht nur Frontfrau, Sängerin und Gitarristin der Band. Sie gab als Gründerin im Jahr 2020 auch den Startschuss; immer eifrig dabei Songs zu schreiben, die rocken und zugleich poppen. Von ihrem Vater als kleines Kind mit dem Rock-n-Roll-Virus angesteckt, begeistert sich Moriah seither für die Größen des Genres, spielt, singt und schreibt. Ihren ersten Song Lovestrong komponiert sie mit elf. Fünf Jahre später dann ging es zu The Voice – mit Crazy On You, einer Nummer der Seattle-70s-Band Heart mit Ann und Nancy Wilson. Heart existiert übrigens noch heute (letztes Album aus 2016).

Und apropos Rockgrößen: In der SiriusXM Live Session spielt die Band u.a. eine beeindruckend gute Coverversion von Alice in Chains‘ Down In A Hole, die nicht nur Moriahs Stimmumfang, sondern auch die Harmonie mit Ashley Suppa wunderbar aufzeigt. Über die Magie von Down In A Hole sprachen wir auch schon im Podcast und zwar hier (das Dreckige Dutzend – Best of Akustik).

Doch ob nun emotionale Cover oder eigene Kompositionen: Die heute 21-Jährige hat mit Plush noch viel vor, wenn sie sagt:
„The mission of Plush is to bring the heart of rock back to the mainstream with a new fresh spin on the sounds you already love. Plush hopes to inspire young women everywhere to follow their dreams, regardless of whatever challenges may lie in the way.“

Ich freu mich drauf!

Interessante Links:
Plush auf Instagram
Plush auf YouTube
Moriah Formica auf Instagram

Genuary 23 Tipp 06/31 Delilah Bon (Lauren Tate)

Von Felix

Lauren Tate aka Delilah Bon aus England ist eine der Künstlerinnen, die seit einem guten Jahr beständig mehr Aufmerksamkeit erreicht, was auf zwei wesentliche Faktoren zurückzuführen ist. Zum einen spricht sie mit ihrer Musik immer mehr Menschen an und dabei auch auffallend viele jüngere Menschen, was zum zweiten auch daran liegt, dass Delilah Bon neben ihrer Musik auch sehr aktiv ihre Social Media Kanäle (Instagram, TikTok) betreibt. Sie fordert dort und auch in ihren Texten ganz allgemein gesprochen eine endlich gerechte Gesellschaft. Das ganze bringt sie authentisch und entschlossen rüber, und transportiert dabei gleichzeitig jede Menge Energie, Selbstbewusstsein und gute Laune auf die Endgeräte ihrer Fans. Sie fungiert also in ihrer Rolle als Künstlerin sehr modern auch als eine Art Influencerin. Eine dem Zeitgeist entsprechende Interpretation der Rolle Kunstschaffender. Ob man mag oder nicht, die Gegenwart zeigt, dass es schwierig ist, rein mit dem Veröffentlichen von Musik eine angesagte Künstlerin zu bleiben. So trifft sie durchaus einen Nerv, wenngleich ich ganz altmodisch zunächst an ihrer Musik – an dem Lied Bad Attitude hängengeblieben bin.

Ich habe mir nach dem ersten Hören, direkt das Album gekauft, wenngleich ich nicht sagen kann, dass mir jedes Lied gut gefällt, ist es aber so, dass es sehr facettenreich gestaltet ist. Delilah Bon ist daher auch schwer einer konkreten musikalischen Richtung zuzuordnen, ich würde sagen, sie macht so etwas wie alternativen Pop, der sich phasenweise bei Punk- oder Rock-Elementen, dann wieder eher bei Hip Hop-Elementen bedient – in jedem Fall eine überzeugende Performance. Musik und Texte sind gut aufeinander angestimmt und die Botschaften stehen messerscharf im Raum.

2021 erschien bei Trash Queen Records ihr erstes Album, welches die seit 2020 veröffentlichten Singles und EPs auf einem (farblich wunderschönen) Tonträger vereint. Ich gehe fest davon aus, dass wir auch auf dem europäischen Festland schon in Kürze viel mehr dieser bemerkenswerten Künstlerin hören werden. Im UK spielte sie letztes Jahr ihre erste eigene Tour und in diesem Jahr wird sie dort bereits viele Festivals spielen. Live in der Regel mit DJ Tasmin Taylor und Bassistin Ruena, die ich euch am Sonntag gerne kurz vorstellen möchte. Vor einigen Wochen war sie bereits live im französischen TV zu Gast.

Delilah Bon fungiert als Alter Ego für Lauren Tate, die schon sehr früh ihre eigene Musik schrieb, produzierte und veröffentlichte und bis 2019 Sängerin der Alternative / Grunge Band Hands Off Gretel war bzw. auch noch ist, allerdings ist dort aktuell etwas stillstand, neue Songs wurden zwar mal angekündigt sind bisher jedoch nicht erschienen. Der Fokus lag vermutlich im vergangenen Jahr auf der Solo Karriere. So oder so – ob Delilah Bon oder Hands Off Gretel – Wir hoffen auf ein weiteres Jahr mit noch mehr Reichweite und vielleicht auch noch neuer Musik. Diese Person hat etwas zu sagen!

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