Gerade endete im Blogbereich unser Genuary, indem wir euch an jedem Tag im Januar Musikerinnen vorgestellt haben. Am 29. Januar war Lizal an der Reihe. Sie ist Sängerin, Gitarristin und Komponistin der bayrischen Metalpunker Die Dorks. Mehr zu ihrer Person und ihrem Werdegang findet ihr hier.
Anfang Februar hatte ich dann die Möglichkeit, noch einmal unter vier Augen mit ihr zu quatschen. Glücklicherweise liefen dabei die Mikrophone… Wir hatten uns verständigt, insbesondere über eben jenes Thema (Frauen bzw. Sexismus in der Musik), sowie über das sehr gelungene neue Album die Maschine von morgen zu sprechen.
Ihr findet das Interview (fast) überall, wo es Podcasts gibt (spotify, itunes, amazon music, deezer, google Podcasts u.ä.), bei youtube oder gleich hier:
Schon im Dezember trafen wir uns, um ein Jubiläum zu feiern: 30 Jahre war es damals her, als im Jahre 1991 so viel gute, teils bahnbrechende Musik von heute legendären Bands auf den Markt kam. Zum Jahresabschluss wollten wir ganz besinnlich über einige dieser Bands und Künstler sprechen und den 30. Geburtstag von 4×3 großartigen Tracks jenes Jahres mit euch feiern. Natürlich lassen wir dabei auch ein wenig die 90er im Allgemeinen Revue passieren. Fühlt euch eingeladen, einmal mehr in unsere Zeitmaschine zu steigen.
Der Wellenbrecherbereich wünscht allen Hörerinnen und Hörern an dieser Stelle nochmals ein gesundes, freudiges und musikreiches Jahr 2022!
Unser Interview mit Lizal findet ihr überall, wo es Podcasts gibt und hier auf dem Blog.
Die Entwicklung dieser Band ist schon erstaunlich. Über sieben Alben hinweg vollzog sich langsam, aber stetig die Metamorphose vom – mit Verlaub – musikalisch überschaubaren Spaßpunk hin zum ernsthaften Metalpunk mit politischen und gesellschaftskritischen Texten. Die Maschine von morgen erschien am 30. April 2021 bei Coretex Records und der Titelsong klingt so:
Hauptverantwortlich für diesen Wandel dürfte Sängerin, Texterin und Gitarristin – kurz Frontfrau – Lizal Dork sein: Damals über Abgefuckt liebt Dich Mitmusizierende suchend und seither voller Leidenschaft den Ton angebend.
Ihre Begeisterung für Musik, so berichtet Lizal in einem Interview, entflammte bereits in Grundschultagen, als sie Anfang der 90er zum ersten Mal Barcelona hörte – das epische Duett Freddy Mercurys mit Montserrat Caballé. Schon sehr früh begann sie ein Instrument zu lernen, erst Keyboard, dann etwas später Gitarre. Über einen gewonnenen Talentwettbewerb rutschte Lizal in die Welt des Schlagers. Ein paar Songs wurden aufgenommen und ein Fernsehauftritt beim Grand Prix der Volksmusik folgte.
Doch je älter Lizal wurde, desto deutlicher erkannte sie die sexistische, scheinheilige und gleichförmige Welt hinter dem Schlager – willkommen im #Genuary. Zwar gibt es im Pop wie im Schlager deutlich mehr Musikerinnen, als in anderen Genres, aber ob diese wirklich als Künstlerinnen oder eher als singende „Männerträume“ wahrgenommen und vermarket werden, sei dahingestellt. Auch im Rock muss man diese Frage übrigens – zumindest teilweise – stellen. Da sind wir wieder vor der eigenen Haustür: #punktoo
Lizal jedenfalls kehrte der unechten Schlager-Welt den Rücken und ging, nein, lief schnurstracks in eine andere Richtung. Eine damalige Klassenkameradin brannte ihr den „heißen Scheiß“ des Punks und Metals der Neunziger und so kam sie mit Bands wie Iron Maiden und WIZO in Berührung. An dieser Stelle wärmstens zu empfehlen die herrlich selbstironische, dorkische Coverversion eines Maiden Klassikers – 4 of the Dork…
Seit dem aktuellen Album sind die Dorks nur noch zu dritt: Lizal schreibt weiterhin die Musik und Texte, der neue Basser Mark von Elend arrangiert fleißig mit und Drummer Bons setzt um, was komponiert wurde. Eine Arbeitsteilung, die absolut aufgeht. Die Maschine von morgen – als Doppel-Vinyl mit giftgrünen Platten – bescheinigt der Band mit knapp 70 Minuten Spielzeit auf 13 Songs eine gewisse metal-ige Spielfreude. Punkchords treffen auf Metaltiefe und Gitarrensoli. Dazu Texte, bei denen ich vielfach dachte: Jo, recht hat se! Die Songs packen, musikalisch wie textlich. Lieblingsnummer? Eigentlich zwei: Ob ich morgen noch so bin ist inhaltlich sehr enrsthaft und beschreibt die fragile Funktionalität unseres moralischen Kompasses im dunklen gestern, im heute – und im morgen. Und, als krasser Gegenpart dazu, Jobcenter – mit Gerre von Tankard. Thematisch erinnert die Nummer an AC/DC’s It’s a long way to the top if you wanna Rock n Roll.- und musikalisch irgendwie an Judas Priest, oder Lizal? 🙂 Einfach ehrlich, einfach herrlich:
„Musikalische Expeditionen über den Tellerrand inbegriffen“ heißt es bei uns im Wellenbrecherbereich. Und mit der Gitarristin Erja Lyytinen ist das heute absolut gegeben. Denn bevorzugt in musikalischen Gefilden, die ich nicht mein Zuhause nenne, finde ich es als „worlds okayest Guitar Player“ extrem spannend, Techniken bei den wirklich talentierten Kolleg*Innen abzugucken oder die Art zu spielen zu bestaunen. Lyytinen ist begnadet im Umgang mit dem Bottleneck und kombiniert in ihrem Songwriting spielend leicht Blues, Jazz und Funk mit ohrwurmigen Popelementen. Ja, und dass ich ein Fan von wohl platzierten Gitarrensoli bin, ist wohl auch kein Geheimnis mehr:
Die 45-jährige ist schon seit Dekaden aktiv, mir aber lange verborgen geblieben (Stichwort Leben in der Blase). Nachdem vor genau zwanzig Jahren gemeinsam mit der Band Dave’s Special das Album Attention! erschien, dauerte es keine zwölf Monate bis zu ihrem eigenen Solo-Debüt Wildflower.
Sprung ins Jetzt: In Corona Zeiten erging es ihr wie vielen (wenn nicht allen?) Musiker*Innen: Sie fühlte sich isoliert – wie ein Fisch auf dem Trockenen. Untätigkeit und Selbstmitleid kamen aber nicht in Frage – ganz im Gegenteil – und so entstand im ersten Lockdown 2020 ein Livekonzert ohne Publikum, zusammengefasst als Lockdown Live 2020. Was die Gitarristin mit ihrer Band hier abliefert, ist nichts anderes als ganz großes Kino und zementiert ihren Platz in der Weltspitze – auf der Liste der “Top 10 Best Players Right Now“ (herausgegeben vom Fachmagazin Total Guitar) rangiert sie auf Platz 2 hinter Nita Strauss von Alice Cooper.
Wer also mal aus dem Hardcore Metal Punk Grunge Suppenteller ausbrechen möchte, dem sei Erja Lyytinen aller wärmstens ans Herz gelegt. Sie beißt auch nicht, versprochen!
Instagram: Erja Lyytinen Ihre Musik gibt es hier – Songs auf Finnisch sind auch mit dabei.
Blind Summit mit Alexandra Angelini aus Manchester, England
Frisch aus dem Ofen, wie man so sagt: Die nach Subservient inzwischen zweite EP von Blind Summit – Hell and Heresy – erschien Ende 2021. Was mir an den Briten so gefällt, ist ihr Yin-Yang-Ansatz. Während die (inzwischen nur noch) drei Musiker (Drums, 7-saitige Gitarre, 6-saitiger Bass) in technischer Klarheit und mit Doublebass-Stakkato-Floor den ultratiefen Rock in die Ohren schießen, singt Angelini melodiös schön, beinahe poppig, drüber weg wie ein … nein, das Wortspiel ist selbst mir zu blöd. Jedenfalls wie eine Art Metal-Aguilera:
Die meisten jungen, aufstrebenden Hardcore und Metal Bands gehen beim Gesang anders an die Sache heran. Bei Blind Summit jedenfalls erinnert das Experminet stimmlich an Evanescence, wenngleich die Musik auf Strecke doch deutlich düsterer und härter ist:
Sängerin Angelini schreibt auch die Texte. Die Vorab-Single zur EP – Like Water – behandelt den Zwiespalt eines Menschen zwischen Zufriedenheit und dem Streben nach Mehr. In einem Interview erklärte sie unlängst: „Damit will ich nicht auf jemanden herabsehen, der zufrieden und glücklich ist. […] Stattdessen ist es eine offene Frage für jeden, der sich genauso fühlt: Sollen wir akzeptieren, was uns gegeben wurde oder sollen wir nach mehr streben?“ – Und schon wieder Yin und Yang. Hört mal rein!
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