Von Felix
Es geht doch immer so los: Man unterhält sich mit befreundeten Musikmenschen über Bands, die man kürzlich gesehen oder gehört hat und wenn man dabei über eine Band berichtet, die der andere noch nicht kennt, dann kommt auch schnell die klassische Frage: „und was machen die so für Musik?“ so logisch diese Frage ist – und ich habe sie selbst sicher schon unzählige Male gestellt – so blöd ist sie zu beantworten. „Hör dir die einfach mal an.“, sagt man dann in der Regel und schiebt heutzutage gerne noch ein „Ich schick dir mal ’n Link“ hinterher. Als ich neulich mit jemandem über POLEDANCE sprach, sagte ich dazu, dass diese Band eine Art Indie-Rock spielt. Auf ihrer Homepage stellen sie ihren Sound als Alternative-Emo-Rock vor und das trifft es natürlich noch besser. Die Band bzw. der Künstler weiß schließlich selbst in der Regel am besten, was für ein Stil gespielt wird, so werden als sounds-like Referenzen auf der Homepage auch Paramore, Fall Out Boy und Jimmy Eat World genannt. Spotify ordnet sie allerdings weitaus punkiger ein, aber das kann auch einfach an dem sich mir anbiederndem Algorithmus liegen.
Kommen wir endlich zur Sache: Das Album Circus ist mit zehn Songs angenehm reduziert, zeigt sich auch durchaus variantenreich, dies allerdings in der Hauptsache im Spannungsfeld zwischen Pop und Rock eines Songs. Es dürfte auch kein Geheimnis sein, dass mir persönlich dann in der Regel die zum Rock neigenden Songs besser gefallen, als die etwas pop-lastigeren Songs.
Es werden immer wieder elektronische Teile mit eingebracht und diese auch immer gut integriert, da sie sich nicht aufdrängen, sondern stets gut im Gesamtkonstrukt aufgehen.
Das Album erschien im Dezember 2022 bei Thirty Something Records – es wurden vorab bereits einige Singles des Albums veröffentlicht. Beautiful, Echoes und Help. Letztgenannter Song ist auch mit einem coolen offiziellen Video bei Youtube zu finden (siehe unten), wenngleich es sich anbietet immer Bandname und Songtitel bei der YouTube-Suche einzugeben, denn ansonsten kann man sich durch viele Poledance-Videos scrollen, die aus sporttänzerischer Perspektive sicher auch interessant sind, aber in der Regel nichts mit gutem Emo-Rock zu tun haben.
Um aber mal in die Einzelkritik zu gehen: Help ist auch gleich einer meiner echten Favoriten auf der Platte und ich finde die sichtbaren Klickzahlen bei YouTube und Spotify lächerlich klein, da sich dieser Song kein Stück hinter weitaus bekannteren ähnlichen Liedern verstecken muss. Melodie, Dramaturgie und Emotion sind in diesem Song wirklich stark abgestimmt und abgemischt, für mich ein Lied, das in diesem Genre absolut internationales Format hat. Unbedingt anhören!
Eigentlich kann man das auch für die gesamte Platte formulieren, nicht nur weil die Texte in englischer Sprache verfasst wurden, sondern insgesamt ist der Klang ambitioniert.
Neben den Singles fällt mir das vor allem noch bei Devil’s Pact und dem abschließenden 10. Lied der Platte – Sake of Life auf. Hier klingen für mich Ansprüche durch, nicht nur in Deutschland gehört zu werden. Warum auch? Nur weil man aktuell in Berlin ansässig ist und natürlich vor allem hier Konzerte spielen kann, muss man sich ja nicht auf den deutschen Markt beschränken. Devil’s Pact punktet bei mir mit zwei entscheidenden Teilen. Zum einen mit dem melodiösen aber temporeichen Pre-Chorus und Chorus und zum anderen mit dieser wunderbaren Bridge mit dem beeindruckend erdendem Gitarren-Lick nach dem zweiten Refrain als Übergang zur zweiten Songhälfte. Leider gefällt mir der poppige Sound der Strophen in dem Song nicht wirklich.
Bei No Love, dem 4. Track des Albums ist es genau umgekehrt, da mag ich die Strophen sehr gerne, dafür trübt dort der Pre-Chorus das Hörvergnügen – zu langsam, fast schon ausbremsend. Diese beiden Songs stehen exemplarisch für meine Wertung, denn irgendwie finde ich zwei Drittel meistens ganz geil und das letzte Drittel immer nur mittelmäßig oder zumindest nur bedingt überzeugend. So komme ich zu dem Fazit, dass ich persönlich dem Album Circus von POLEDANCE irgendwie schon gute, aber auch noch nicht so ganz reinhauende 6,5 von 10 Wellenbrechern verteile.
Ich möchte jedoch anhängen, dass es vor allem an meinen Hörgewohnheiten liegt und Lieder dieser Art – also (alternativer) Emo-Rock nicht zu meinen meistgehörten Songs gehören. Ich denke, dass die Band POLEDANCE für Fans dieses Genres hier ein Album mit sehr viel Potential geliefert hat und genau aus diesem Grund möchte ich die Band tatsächlich wärmstens weiterempfehlen. Aktuell ist vor wenigen Tagen noch die Akustik Live-EP Not Quite erschienen.