“Tipps aus`m Pit” zum Nachbetrachten (aus #9)

Alex: Frank Iero and the future Violents – Heaven is a place – This is a place:
EP. VÖ: 2021. Label: UNFD
Der Gitarrist von My Chemical Romance endlich wieder auf Solopfaden: Frisch, verspielt, kompromisslos! Und ein R.E.M. Klassiker ist auch mit dabei! Hier aber eine Nummer aus Frank Ieros Feder:

Auch das bereits 2019 erschienene Album Barriers ist nichts anderes als fantastisch.
Von 1 bis 14 ein toller Mix aus Freude, Wut und Melancholie.

Bei den Future Violents auch mit dabei Kayleigh Goldsworthy, Multi-Instrumentalistin (u.a. Geige, Gitarre, Keyboards). Ihre eigene Musik ist etwas ruhiger, aber auch hörenswert:

Felix: Psychonaut – Unfold the God Man. LP. VÖ: 2020. Label: Pleagic Records
Dieses Trio stammt aus Belgien und hat nach zwei EPs (24 Trips around the sun und Ferocious Fellowman auch ihre erste LP zunächst in Eigenregie unter die Leute gebracht. Nun ein zweiter, label-unterstützter Anlauf. Auf dieser brachialen LP wird über neun Songs und beinahe 70 Minuten Spielzeit (!) gerockt und geproggt, was das Zeug hält. Sehr empfehlenswert und ein absoluter Geheimtipp. Noch! Der perfekte Puzzle-Soundtrack oder was sagt ihr?

Gerrit: Kings of Leon – When you see yourself. LP. VÖ: 2021. Label: RCA Records
Es darf auch mal Musik sein, die man auflegt ohne penibel auf jeden Ton und jedes Wort zu achten. Einfach anmachen, hören, gut fühlen, grinsen. Die Kings of Leon können genau solche Momente schaffen, auch mit ihrem neuen Album. Die geborene Liebe.

 Aber auch ihr Album Walls hatte diese positive Eigenschaft inne, hier Gerrits Empfehlung daraus – Find me: 

Marco: Uncle Acid & the Deadbeats – Blood Lust
LP. VÖ: 2012. Label: Killer Candy Records

Wer auf  den Garagensound der 60er und den Hardrock der 70er mit einem Schuss Psychodelic und Blues steht, ist hier goldrichtig.

Rock in seiner puren Form. Macht jemand Marco einen guten Preis für die Vinylscheibe? 🙂 Schreibt uns an!

Architects – For Those That Wish to Exist (2021)

Now playing // 12.03.21 von Felix:

Cover des am 26. Februar 2021 bei Epitaph Records erschienenen Albums

Ende Februar erschien das neue Album der britischen Band Architects. Das Album wurde seit Herbst Winter 2020 bereits durch einige Singles gebührend angekündigt. Wie im Podcast schon häufiger aufgefallen sein dürfte, bin ich persönlich kein Freund von Kategorisierungen, wenn es aber hilft, würde ich die Band im Metalcore verordnen – wer die Band kennt, könnte mir da aber vielleicht widersprechen, und wer sie nicht kennt, sollte sich ohnehin besser selber ein Bild davon machen.

Die Band hat sich mit dieser Platte Anfang März in meiner Mediathek schnell nach vorne gespielt, weil die Tracks einfach in vielerlei Hinsicht überzeugen: Da wären z.B. der Gesang von Sam Carter, die interessanten Songstrukturen und der kontrastreiche Sound. Die erste Batterie aus drei Songs Black Lungs / Giving Blood / Discourse is Dead plus Intro Do You Dream of Armageddon? ist ein äußerst gelungener, überwiegend lauter Einstieg, der dann von einer zweiten Welle eher Poprockiger Songs abgelöst wird, wobei auch hier – insbesondere bei Impermanence immer wieder Tempoverschärfungen und Breakdowns gesetzt wurden, die einen durchgehend bei Laune halten.

guter Opener, gutes Video, gute Botschaft: Black Lungs

Die zweite Hälfte der Platte brauchte bei mir etwas länger, um ihre Wirkung zu entfalten. Ich muss gestehen, dass ich hier beim Hören in der Tat phasenweise gedanklich abgedriftet bin. Das ist insofern als Kritik zu verstehen, dass der nach dem ersten Verlauf erwartete Spannungsbogen nicht so eintritt, sondern in diesem Teil der Platte eher flach verläuft. Dabei sind die Songs im Einzelnen überhaupt nicht schlecht, nur etwas ärmer an Höhepunkten und die haben die Architects in meinen Ohren immer dann, wenn sie musikalisch und gesanglich etwas härter zu Werke gehen und genau diese Parts nehmen in der zweiten Hälfte leider ab. Zum Abschluss kommt mit Dying is Absolutely Safe noch eine echte Ballade auf den Plan, die für sich auch starke Emotion transportiert. Ich denke aber, dass die Wirkung hier noch verstärkt würde, wenn davor eben nicht schon eine Handvoll etwas gemäßigterer Rock-Songs mit überwiegend cleanen Gesangsparts liefen.

Das klingt jetzt alles viel zu negativ, ich möchte deshalb etwas relativieren: Mir persönlich treten die Architects in der zweiten Hälfte zu stark auf die Bremse, aber ich kann gleichzeitig auch keinen Song des Albums benennen, den ich wirklich schwach finde, hier ist in meinen Augen die Dramaturgie nicht ganz gelungen. Wenn man im random / shuffle Modus hört, kommt teilweise eine bessere Reihenfolge zustande.

An anderer Stelle hat sich die Band offensichtlich gedanklich stärker mit der Wirkweise befasst, denn viele Songs werden durch Streicher-Arrangements begleitet. Ganz subjektiv sage ich, die hätte es an vielen Stellen überhaupt nicht benötigt. Ich halte diese Effekte hier gar nicht für störend, aber an vielen Stellen schlichtweg für unnötig.

Abschließend möchte ich in aller Kürze die Lyrics loben, insbesondere bei Black Lungs, Animals und meinem persönlichen Favoriten Discourse is Dead geht es um gesellschaftliche bzw. (gesellschafts-)politische Themen. Ich mag es, wenn Bands in der Lage sind zumindest grundsätzlich Stellung zu beziehen (Mehr zu dem Thema im Allgemeinen könnt ihr auch in unser neuen Podcast-Folge hören!).

Auf kerrang.com gibt es dazu einige interessante Song-by-Song Statements: Nachlesen empfohlen!

Fazit: Ein starkes neues Album der sympathischen Band, bei dem als Wermutstropfen das Gefühl hängen bleibt, dass es mit wenig Aufwand noch besser hätte sein können.

Höre ich gerne und gebe 8 von 10 Wellenbrechern!

#8 Outtakes

Was kann während so einer Aufnahme eigentlich alles schief laufen?

Werft heute mal einen Blick, beziehungsweise ein Ohr, hinter die Kulissen! Versprecher, Lachanfälle, Unflätigkeiten und anderer akustischer Ab-/Durchfall warten auf euch.
Viel Spaß dabei!

Genuary Tipp 31/31

Last, but abso-fucking-lutely not least:

Thundermother aus Växjö, Schweden

Bereits 2009 gegründet sollte euch diese großartige Band schon mal über den Weg gelaufen bzw. in die Ohren gekommen sein. Falls nicht, gehe ich mal auf Nummer Sicher, dass es jetzt passiert:

Der titelgebende Song vom Debütalbum (2014) – live performt in alter Besetzung

Damals von Gitarristin Filippa Nässil (im Video links) gegründet erfuhr die Band nach zwei (sehr starken!) Studioalben eine personelle Kernsanierung (im Video oben noch die Erstbesetzung). Bis auf Filippa wurden alle Musikerinnen ausgetauscht. So singt inzwischen nicht mehr Clare Cunningham, sondern Guernica Mancini. Und wie schwer ein SängerInnenwechsel ist, davon können unzählige Bands ein Liedchen trällern – mit neuem Sänger natürlich.
Apropos AC/DC: Was meint ihr, klingen Thundermother nicht irgendwie nach einer runden Mischung aus den australischen Altmeistern des Hardrocks mit einem Schuss Motörhead Swag? 🙂 Oder kurz: Geil!
Aber zurück zur Besetzung, denn mit Majsan Lindberg ist die inzwischen dritte Bassistin am Start. Komplettiert wird das Quartett durch Drummerin Emlee Johansson.

Nach all dem Gerede von irgendwelchen bescheuerten Wellen (Wellenbrecherbereich ausgenommen), durften wir uns im vergangenen Sommer 2020 dann auf die Heat Wave freuen – Thundermothers inzwischen viertes Studioalbum. Hier eine Single daraus (hört, was Guernica selbst sagt):

hier 2020 in aktueller Besetzung: Mit aktueller Sängerin.

Und dass gute, handgemachte Mucke ganz ohne Schnickschnack auskommt – und im Zweifel nicht mal Strom benötigt, hört und seht ihr in der Acoustic Show für #handforahand (hier Radio Bob):

ganz recht: Schlagzeugerin Emlee spielt auch Gitarre!

Interesse geweckt? Gut. Denn dieses Jahr geht’s auf Deutschland-Tour! Hier Tickets sichern. Vielleicht sehen wir uns – im Bremer Tower zum Beispiel. 7. April – oder irgendwann – falls die Clubs dieser Stadt dann noch da sind. #supportyourlocals #saveourvenues
Tower-Corona-Support hier.

Und so endet unser #Genuary wie er begonnen hat: Mit verdammt guter, handfester Rockmusik! Rock on, guys and gals:

Instagram: @thundermother

Genuary Tipp 30/31

Sampa the Great aus Sambia bzw. Australien

Sunfruits, Courtney Barnett, Brody Dalle, Camp Cope – was hat der Kerl immer mit Australien? Mit Anfang 20 (also erst neulich) habe ich für ein halbes Jahr in diesem wunderschönen Land leben dürfen und schiele daher mit einem Auge immer nach Downunder – auch musikalisch (Grüße an Five Star Prison Cell!). Verzeiht mir diese Präferenz.

Aber zurück zu Sampa the Great (gebürtig Sampa Tembo):

Gebürtig stammt die Musikerin zwar aus Afrika (geboren in Sambia, aufgewachsen in Botswana/Botsuana), lebt aber inzwischen in Australien. Ihre Musik würde ich bezeichnen als Power-Rap auf elektro-souligen Beats mit afrikanischen Vibes – äh, ja. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall sehr hörenswert:

Ihr richtungsweisendes Album The Return* aus 2019 beschreibt die Rückkehr zu ihren kulturellen Wurzeln. Denn ihre afrikanische Heimat habe sie im Laufe ihres Lebens oft sehr vermisst.

Der zunächst vielleicht überheblich anmutende Künstlername ist übrigens genau das Gegenteil. Sampa dazu in einem Interview: „Ich wollte einen Künstlernamen haben, der gleichzeitig auch ein Ziel ist: nämlich großartig, außergewöhnlich zu sein. Jedes Mal, wenn ich meinen Namen höre, erinnere ich mich an dieses Ziel. Ich hatte nie daran gedacht, dass Menschen diesen Namen auch anders, arrogant interpretieren könnten. Ich wollte einfach einen Namen mit einer Vision.“

Die hat Sampa zweifellos. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg beim Verwirklichen.
Auf instagram können wir sie dabei beobachten: @sampa_the_great

 

* dieses Album wird als ihr offizielles Debüt-Studioalbum angesehen. Das 2015 erschienene Great Mixtape ist als solches definiert und wird gesondert betrachtet.