Ioanna Gika
Musik kann man hören. Das ist toll. Aber ich denke, ich bin nicht der einzige, mit dem die richtige Musik im richtigen Moment noch viel mehr anrichtet als die reine Beschallung. So wie man sich ein Buch nehmen, oder einen Film schauen kann, so setze ich mich (vor allem am Wochenende) gerne hin und höre ein oder mehrere Alben. Über das Label Sargent House bin ich bei so einer Aktion auf die Amerikanerin und Griechin Ioanna Gika gestoßen. Einigen dürfte sie bereits als Sängerin von IO Echo bekannt sein, ich habe sie für mich gerade erst entdeckt und das über ihr 2019 erschienenes Solo-Album Thalassa. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich die Musik für jemanden beschreiben soll, der sie noch nicht kennt. Gibt es sowas wie Epic-Indie-Pop?! Keine Ahnung, greift aber eh zu kurz, da auch stellenweise mit Samples und elektronischen Linien und Drums gearbeitet wird, die an manchen Stellen auch Erinnerungen an Portishead hervorrufen können. Darüber hinaus gibt es Parts mit klassischen Instrumenten oder sehr tiefen Bässen. In jedem Fall gibt in meinen Augen jedes musikalische Arrangement einen unglaublich guten Rahmen für den beeindruckenden Gesang Ioanna Gikas. Ich gebe zu, es kann sein, dass ich vor einigen Jahren vermutlich einfach geskippt hätte, weil mir ihr Gesang zu hoch ist. Aktuell hat mich die Platte aber schlicht ins Staunen gebracht, was für Gedankenwelten durch Lieder entstehen können. Ähnlich ging es wohl auch Javier Yañez, der das folgende Video gedreht hat, welches kein offizielles Musikvideo ist, sondern ein Kurzfilm „inspired by“ No Matter What
Es bleibt mir nicht nur eine dringende Empfehlung diese Platte zu hören, sondern auch der Hinweis dieses auch ganz altmodisch im Sinne der Dramaturgie von Song 1 bis 10 zu tun. Wie geil sind bitte die Übergänge von Song 3 zu 4 und von Song 9 zu 10?! Ich kann mich auch nur sehr schlecht entscheiden, welches Lied ich hier noch verknüpfe, habe mich dann aber für den ersten Track Roseate entschieden, weil in diesem schon alles drin ist, was ich oben bereits beschrieben habe und sich diese Nummer musikalisch in gut vier Minuten unglaublich entfaltet und wandelt
Abschließend sei noch erwähnt, dass die Künstlerin kürzlich noch einen Popularitätsschub erfuhr, da sich das Modelabel Dior für ihren sehr klassischen und dadurch herausragenden, auf griechisch geschriebenen und gesungenen Song Thalassa als Kampagnen-Titel entschied und offensichtlich ebenfalls durch ihre Musik stark inspiriert wurde. Sie haben daraus nicht nur einen Spot, sondern einen dreiminütigen Werbefilm gedreht, der das antike Griechenland episch aufleben lässt, der auch bei YouTube zu sehen ist, ich hier aber keine Werbung verlinken möchte.
Noch mitten im Januar kann ich euch für Abwechslung bei fiesem Wetter nur vorschlagen, dieses Album aufzulegen, mit einem Becher Tee aufs Sofa zu setzen und 35 Minuten einfach nur ganz in euren Gedanken zu bleiben.
Klar das ist keine Musik für meine Deichbrand-Playlist, aber ich bin durchaus beeindruckt.