Von Felix
Ich gebe es zu, als ich im April 2021 das erste mal das self-titled Album von Margaritas Podridas hörte, habe ich nach fünf Liedern ausgemacht und diese Band erstmal wieder vergessen. Als dann im Dezember 2021 ein Auftritt bei KEXP erfolgte, erinnerte ich mich wieder an die Band und wunderte mich, warum sie beim ersten Hören bei mir so durchfielen. Ich finde es unglaublich gut, dass diese Band mit ihrer Musik, in ihrer Sprache bzw. ihren Texten, ihrer Attitüde und Besetzung keineswegs einen bequemen Pop-Punk oder reduzierten Alternative-Sound wählt, sondern – in meiner Wahrnehmung – auf großartige Art und Weise einen Noise-Rock-Grunge-Sound wieder aufleben lässt, den es so original und glaubhaft kratzig schon länger nicht mehr gab und der natürlich auch nicht zuletzt aufgrund der Zusammensetzung der Band sehr schön an die aktive Zeit von Sonic Youth erinnert. Seit diesem Auftritt folge ich der Kombo, um nichts Neues zu verpassen. Freunde dieses Stils sollten den Song Margaritas testen – inklusiver leidenschaftlicher Bearbeitung der Instrumente aller Beteiligten Musikerinnen und Musiker dieser Band.
Verfolgt man die Band bei z.B. hier bei Instagram oder anderen Plattformen, fällt durchaus auf, dass sie gerne provozieren und dabei auch bewusst sexistische Tendenzen bei ihren Followern oder Sympathisanten triggern. Wie bei der letzten Veröffentlichung No Quiero Ser Madre aus dem August 2022, bei der das gewählte Cover und der Text Anlass genug für Diskussionen waren, dabei ist es in erster Linie geile und eben nicht belanglose Musik, aber überzeugt euch doch einfach selbst.
Neben dem einen Album gibt es noch einige Singles. Aktuell könnt ihr alles gut komprimiert hier über Bandcamp streamen. Die paar Tonträger waren schnell weg und sind jetzt leider recht teuer, ich hoffe, dass da in Zukunft noch etwas Neues (oder auch das „alte“ Zeug) nachkommt. Ansonsten wäre es das mit dem nach Violencia gleich zweitem Tipp einer Band aus Mexiko. Ich schließe mit meinen persönlichen Lieblingssongs der Band: der erste ist der Opener des Albums und heißt Pétalos Mordidos – musikalisch allein durch den Bass für mich eine kleine Zeitreise. Der zweite Song Chant ist ursprünglich unter dem Namen Rotten Daisies erschienen und auf Englisch gesungen. Die spanischen Lyrics gefallen mir eigentlich besser, aber dieses Lied weckt doch eine tiefe Sehnsucht nach unverkrampfter Grunge-Musik.