von Felix
Vor Kurzem verfasste ich eine Rezension zu dem neuen Sondaschule Album Unbesiegbar (hier nachlesen). In der Rezension erwähnte ich bereits, dass ich durch die Neuerscheinung der Sondaschule und durch ein weiteres Album wieder etwas zum Ska-Punk zurückfand. Das zweite Album, auf welches ich mich da bezog, ist eben die neue Platte der Dauerbrenner von Oxo 86.
Nach fast vier Jahren bringen die Bernauer / Berliner mit ihrer neuen Platte 13 neue Songs unter die Musikmenschen, die den Weg der bisherigen Oxo – Veröffentlichungen recht konsequent fortsetzen. Das heißt, auch hier gibt es die gewohnte Mischung aus Ska und Punk, wobei man nach wie vor eher ein entweder / oder vorfindet – also zumeist klar getrennte Ska Parts überwiegend ohne verzerrte Gitarren, aber mit Trompete. Oder schnellere punkrockigere Parts ohne Bläser.
Doch jetzt mal zu den wichtigsten Dingen: Die immer schon charakteristische Stimme von King Willi – Wilfried Köhn passt mit den Jahren immer besser zur Musik. Wieder ein Stück rauer, wieder etwas kehliger – manchmal klingt sie sogar so, als ob es für ihn sehr anstrengend sein müsste, in dieser Stimme ein ganzes Konzert durchzuhalten. Ich hoffe, dass es nur so klingt, ich finde das unglaublich geil. Diese Stimme ist eine unverkennbare Visitenkarte und die Texte werden durch sie nochmal doppelt unterstrichen. Denn auch auf diesem Album findet man eine handvoll Themen, die behandelt werden. Der Fokus jedoch bleibt auf einem Anklagen sozialer Verhältnisse und dazu auf Berichten aus dem Leben aus verschiedenen Perspektiven.
Legen Oxo 86 den Finger in die Wunde beim Aufzeigen der Kehrseiten des bürgerlichen Lebens, dann klingen sie so authentisch, wie es viele andere Bands gerne wären. Die Tracks Nimm Mich Mit und Irgendwann sind hervorragende Beispiele dafür:
Die weiteren Texte weisen ein ebenfalls gewohntes Augenzwinkern auf oder sind direkt humorig verpackt. Der Titel Konsum hat in den letzten Wochen ja wieder an Aktualität gewonnen (Im Konsum gibt es Klopapier – auf die Plätze, fertig, los … ) und beim Streckentest geht es um eine alkoholbedingte Bahn-Odyssee durch die City. Da dürfte jeder so seine Anekdoten zu beisteuern können.
Kommen wir zu meinen Highlights, die mir neben durchweg soliden Titeln vom ersten Hören an im Kopf blieben und die seit Erscheinen der Platte Dauerbrenner in meinen Playlists sind. Bemerkenswert: Ausgerechnet die Akustikballade Kein Thema Mehr eroberte meine Gunst im Handumdrehen, weil auch dort einfach diese Stimme so gnadenlos gut eingesetzt wird, um den Umgang mit Liebeskummer, um den es in diesem Text geht, nachvollziehbar werden zu lassen. Es hat bei mir nur eine Zeile gedauert und ich war voll im Lied (Inge, komm, mach‘ mir noch ein‘ – vielleicht tut’s dann nicht mehr weh):
Um an meine Eröffnung anzuknüpfen: Ich habe vor allem einen Titel sehr ins Herz geschlossen, nämlich den Opener Manchmal. Für mich ist dieser Track musikalisch der beste Titel auf der Platte und hat einen Text zu bieten, der wunderbar die Ambivalenz von guten und miesen Zeiten zusammenfasst. Bei allen Höhen und Tiefen, die einem persönlich so widerfahren können, bleibt letztlich nichts anderes übrig, als achselzuckend zur Kenntnis zu nehmen manchmal ist es so im Leben.
Vielleicht muss man noch erwähnen, dass auch wieder biertaugliche Mitgröl-Songs im Gepäck sind, die vermutlich auch auf Konzerten zurecht ihren Platz bekommen. Hier wären insbesondere Heute Nacht und Doswidanja zu nennen.
Insgesamt muss ich bei meiner abschließenden Bewertung ergänzen, dass sich hier wieder mal zeigt: Musik muss nicht immer hochklassig gespielt und gesungen werden, um im Gedächtnis zu bleiben. Die neue Platte von Oxo 86 hat einfach voll meinen Nerv getroffen und bekommt dadurch am Ende äußerst starke 8 von 10 Wellenbrecher.
Im Hoffen auf zukünftig weniger Ups & Downs und mehr geile Zeiten mit Rückenwind als harte Zeiten mit Gegenwind kommt hier also zum Abschluss das aus meiner Sicht beste Stück einer ohnehin guten Platte: