Von Felix
Alter Schwede! Was für ein Brett: Christoffer Öster, der bereits mit ebenfalls nennenswerten Solo-Projekten auf sich aufmerksam machte und auch unter dem Namen Dödsrit alleine schon zwei Platten veröffentlichte, hat für den dritten Tonträger Mortal Coil dieses mal allerdings eine richtige Band um sich geschart. Das führt hierbei zu noch mehr Energie und wirkt sich absolut positiv auf das Gesamtwerk aus.
Die Platte Mortal Coil ist aufgrund der 4 Tracks eher eine EP, aufgrund der Länge von insgesamt 36 Minuten und somit fast neun Minuten pro Song hat es aber fast schon Langspieler-Länge, so spreche ich folgend auch häufiger vom „Album“.
Ich wusste nicht, was mich erwartet, als ich das Album zum ersten mal hörte und war trotzdem von der ersten Sekunde an voll im Bann. Dödsrit spielen eine kraftvolle Mischung aus verschiedenen Stilen bzw. Stilelementen. Ich bin in Bezug auf Stile auch alles andere als Purist und würde jetzt mal frei formulieren, dass man bei Dödsrit eine Art Black-Metal-Punk mit vereinzelten progressiven oder Metalcore-Elementen serviert bekommt. So hauen sie einem teilweise wütend stampfende Staccato-Akkorde um die Ohren, schreien größtenteils finstere Vocals ins Mikro und gehen dann in melodiösere und zum Teil fast schon sphärische Instrumentalparts über, in denen die Gitarren die Story des Tracks angenehm unaufdringlich weitererzählen. Das alles absolut bemerkenswert abgestimmt. Ich kann mich hier wiederholen, denn was ich bei Iron Maidens Senjutsu anmerkte, trifft auch hier – bei allen musikalsichen Unterschieden – voll und ganz zu: Songlängen von mehr als fünf Minuten erfordern einfach noch konsequenter eine gute Komposition. Auch bei dieser Platte bewundere ich das Timing der Wechsel von lauten und schnellen Teilen zu ruhigeren und langsameren Passagen. Diese markanten Strukturen verleihen jedem einzelnen Titel einen ganz eigenen Charakter. Gleich der erste Track The Third Door ist ein hervorragendes Beispiel. Mehr als 11 Minuten und keine Langeweile. Alleine die ersten 30 Sekunden zeigen gleich mal sehr eindrücklich auf was sich der Hörer eigentlich einzustellen hat.
Kritisch bleibt anzumerken, dass bei aller Abwechslung innerhalb der Songs die 4 Stücke der Platte insgesamt alle sehr ähnlich angelegt sind. Klar ist auch, dass Dödsrit keine leichte Begleitmusik zum Abendessen mit den Eltern ist, man muss für diese Gangart natürlich auch in der richtigen Laune sein. Solltet ihr z.B. in einer gestressten Phase eine Axt im Walde für unsortierte Gedanken im Kopf brauchen, dann ist Dödsrits Album Mortal Coil absolut die richtige Wahl. Und natürlich für alle, die sich ohnehin für etwas finsteren, aber nicht albern aufgesetzten Metal begeistern können. Interessierte bekommen den Tonträger in verschiedenen Formaten über Wolves of Hades.
Außerdem ist diese Kritik insofern zu relativieren, dass ich eindringlich empfehle bis zum Ende dranzubleiben, da das letzte Lied Apathetic Tounges, geschrieben von dem Gitarristen und zweitem Sänger Georgios Maxouris, auch textlich nochmal ein etwas versöhnlicheres Licht in das ansonsten wirklich finstere Album bringt. In dem leider recht kurzen aber sympathischen Interview auf metal.de erfährt man einiges über die Intention, die vor allem aus der Ermutigung, sich bei Depressionen helfen zu lassen, besteht. Mal ganz davon abgesehen, dass es hier auch nochmal musikalisch die volle Bandbreite gibt.
Mich haben Dödsrit jedenfalls voll erwischt und so gebe ich dem Album fette 8 von 10 Wellenbrechern.
#dödsrit #mortalcoil #wolvesofhades