Ende Januar erschien „Ist das der Weg nach Colorado?“. Der Release des zweiten Albums der Band Kerle Fornia wurde im Heimatort Schwanewede gebührend gefeiert. Mit Konzert und After Show Party. Wie trafen uns mit Drummer Dennis in den Harbor Inn Studios in Bremen und sprachen über das Entstehen der neuen Platte, Nostalgie, die positiven Seiten des Sitzenbleibens und die Zukunftspläne von Kerle Fornia.
Die Musik Kerle Fornias findet ihr im Stream, aber auch auf CD, z.B. über das Timezone Label.
Das erste Mal seit satten 17 Jahren machten die Crossover-Könige von einst (ja, wer ist hier der King? Wer?) im vergangenen Jahr mit einem neuen Album auf sich aufmerksam. Konnten die “Freien Radikalen“ an ihre alte Klasse anknüpfen? Gab es gar eine Neuerfindung? Wie die Scheibe dem Wellenbrecherbereich gefiel, was der Hobbit damit zu tun hat und warum wir wie der Senf an Pommesbuden sind, erfahrt ihr ab sofort im Streamingdienst eures Vertrauens und hier auf unserem Blog:
Ich muss sagen, ich bin begeistert. In jüngster Vergangenheit habe ich kein Buch so schnell durchgesuchtet.
Worum geht es? Kurz zusammengefasst erleben wir den Aufstieg bis hin zur Auflösung einer fiktiven Rockband in den USA der wilden 70er Jahre. Trotz der Fiktion gibt es immer wieder auch Anspielungen auf echte Musiker und Musikerinnen der Zeit. Wir verfolgen die Band, die sich neben Hierarchiegerangel und Drogenproblemen auch herumschlägt mit vielerlei zwischenmenschlicher Themen, Liebesgeschichte(n) inklusive.
Konkret: Billy Dunne und sein Bruder Graham haben in der Nähe von Pittsburgh gerade eine Band gegründet – The Six. Nach einigen beachtlichen Auftritten, ersten Erfolgen und einem anschließenden Plattenvertrag, empfiehlt das Management einen Umzug ins musikalisch prosperierende Kalifornien. Dort trifft die Band auf die wilde und sehr emanzipierte Sängerin Daisy Jones, die vom Label zu etwas gemacht werden soll, was sie nicht ist. Und schon gar nicht sein will. The Six nehmen mit Jones ein Album auf und Schlamassel wie gleichermaßen Aufstieg zu Weltruhm erfolgen nahezu parallel bis zum furiosen Finale.
Was ist so besonders? Der süchtig machende Faktor ist klar der von der Autorin gewählte Erzählstil. Das komplette Buch besteht aus kurzen Interviewsequenzen der damals beteiligten Personen, sodass man als Leser kaum einen Abschluss findet und das Buch nur schwer weglegen kann: Ach, komm, noch eben lesen, wer er dazu sagt… Aha! Und was sagt sie jetzt dazu? Oh!
Eine absolute Leseempfehlung für alle, die Musik lieben, auf die wilden 70er in den USA stehen und die schnelles, innovatives, fast drehbuchartiges Storytelling schätzen.
Serie auf Amazon Prime Heutzutage reicht oft das Buch nicht mehr als Medium aus. Geld will verdient, ein größeres Publikum erreicht werden. Bei Daisy Jones & the Six wurden schlussendlich wirklich alle Kanäle bespielt: Unlängst gab es eine Mini-Serie auf Amazon Prime (2023), die Jenkins Reid selbst auch produziert hat.
Und im Rahmen dieser Serie gab es natürlich auch einen Soundtrack, produziert von Blake Mills, was bei einem Buch bzw. einer Serie über eine fiktive Band ja auch naheliegt, die Bandits oder die Hansen Band lassen grüßen. Gleich mehr zum Soundtrack.
Serienkritik Nun heißt es oft, wenn es zu Verfilmungen von Literatur kommt: „Das Buch war besser!“ Und leider muss ich auch hier sagen, dass die Serie mich längst nicht so packt wie das Buch. Die Bilder sind, wie bei Streamingproduktionen heute üblich, viel zu geleckt und glatt gebügelt. Zudem weicht die Gechichte doch merklich von den raffinierten Details der Originalvorlage ab. Künstlerische Freiheit, okay, aber die Geschichte wirkt einfach weniger authentisch, man hetzt durch die Folgen, obwohl gerade Serien, ja, selbst Mini-Serien, das perfekte Medium für tiefgreifende Charakterstudien bieten. Ohne sie 1:1 thematisch vergleichen zu können, bot die von mir im Podcast bereits erwähnte HBO-Serie Vinyl da mehr (es geht um ein kriselndes Musiklabel in den 70ern in New York). Chance vertan. Trotz zehn Episoden.
Die Band selbst bleibt oberflächlich und wirkt zu lange wie eine mittelmäßige Schülerband. Okay, keine große Band startete ihre Karriere auf dem Zenit ihres Könnens, aber dass diese anfangs nur aus Jungs bestehende Truppe eine Weltkarriere hinlegt, mit einem Frontmann (gespielt von Sam Claflin), der laut Vorlage geboren ist für die Bühne und auf 100 Meilen als Star erkennbar war, erscheint weit hergeholt.
Auch die literarische Vorlage der Daisy Jones stellt die Schauspielerin Riley Keough vor so große Hürden, dass sie einem stellenweise leidtun kann. Wir lesen von einer fiktiven Janis Joplin oder Grace Slick, vollgepumpt mit Unangepasstheit und Respektlosigkeit, und bekommen auf dem Bildschirm stattdessen eine Bette Midler. Zugegeben: Die Autorin selbst sagt, sie habe sich lose an der Geschichte von Fleetwood Mac und Sängerin Stevie Nicks orientiert, aber es gibt auch klare Parallelen zu anderen, härteren Bands.
Es nötigt mir viel Respekt ab, dass beide Hauptdarsteller*innen selber singen (höre hierzu unsere Folge #53 hier). Sie tun das auch absolut respektabel, keine Frage. Aber gerade bei Daisy Jones reden wir laut Buchvorlage von einer der „beeindruckendsten Stimmen der Rockgeschichte“. Wie soll das glaubhaft umgesetzt werden mit der Stimme einer Schauspielerin, selbst wenn Riley Keough wirklich und wahrhaftig die Enkelin von Elvis Presley ist und sie dank des Mitwirkens am Film The Runaways bereits Erfahrungen mit ähnlichen Produktionen hatte? Diese Vorgabe ist schlicht unerreichbar.
Ein kleines Highlight der Serie ist übrigens die Nebenrolle der Keyboarderin Karen Sirko, die gespielt wird von Suki Waterhouse. In unseren Tipps aus’m Pit war sie bereits Thema (siehe hier).
Soundtrackkritik Zurück zur Musik. Schon beim Lesen hört man diese förmlich im Kopf. Die Autorin hat ein Händchen dafür, den Schaffensprozess mit den Worten der Beteiligten großartig zu umschreiben. Gewünscht hätte ich mir deshalb Songs, die das Pure des 70s-Bluesrock mit der Tiefe einer ganz besonderen Stimme paaren. Zeppelins Battle of Evermore, Robert Plant im Duett mit Sandy Denny, hätte exemplarisch als Vorbild dienen können:
Stattdessen hören wir angepassten 21. Jahrhundert Bluespop – beteiligt waren Phoebe Bridgers und Marcus Mumford (Mumford & Sons) -, der klar das Ziel verfolgte, möglichst viele Klicks zu ergaunern (hat geklappt!) und schnelles Geld zu verdienen. Den Anspruch den kantigen Sound des Buches einzufangen sucht man vergeblich.
Zudem: Die Autorin hat sich in der Entstehung des Buches die Mühe gemacht, komplette Lyrics für die ausgedachten Songtitel zu schreiben. Sie sind auf den letzten Seiten abgedruckt. Beim Soundtrack hingegen sind zwar die Songtitel zumindest teilweise identisch, aber die Texte sind ganz andere. Klar, es ist nicht leicht, einen Song von 0 auf bereits bestehende Texte zu komponieren, aber natürlich absolut möglich. Wenn man denn will.
Der Boss gibt sich heute die Ehre, um zwar nicht persönlich, aber immerhin in musikalischer Form im Podcast aufzutauchen. Über Instagram hatten wir euch gefragt, welchem Album wir uns denn unbedingt mal widmen sollten. Es kamen so viele und so tolle Vorschläge, dass wir an dieser Stelle erst einmal Danke sagen. Entschieden hat schlussendlich das Los und so hatten wir das Vergnügen tief in die Vergangenheit zu reisen und Springsteens viertes Studioalbum „Darkness on the Edge of Town“ von 1978 intensiv zu hören. Der Vorschlag war gekommen von unserer Followerin @_bobby.jean_. Hört jetzt rein – in Album und Besprechung!
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