Deine Cousine – Ich bleib nicht hier (2022)

von Felix

Am Samstag, den 01. Oktober haben wir mit Deine Cousine ein Interview geführt. Zu diesem Interview gelangt ihr hier oder über unseren Podcast in allen bekannten Streamingformaten.

Das neue Studioalbum von Deine Cousine erschien am 09. September 2022. Es ist nach Attacke von 2019 das zweite Album der Band um Sängerin und Songschreiberin Ina Bredehorn.

Produziert wurde das Album von Vincent Sorg, der unter anderem auch das letzte Album der Broilers produzierte (Puro Amor → Now Playing hier!).

Die Produktion von Ich bleib nicht hier ist äußerst gelungen und hebt sich durchaus von dem etwas roherem Vorgänger ab, der noch von Daniel Flamm produziert wurde. Das soll keine qualitative Wertung der einzelnen Songs sein, die neue Produktion wirkt lediglich etwas akribischer und umfassender und trennt deutlicher die (punk)rockigen von den poppigeren Teilen.

„Deine Cousine macht auf jeden Fall Musik für die ganze Familie!“ Ina Bredehorn im exklusiven Interview

Bleiben wir aber bei dem neuen Album: Ich war auf das Album nach dem Auftritt von Deine Cousine auf dem diesjährigen Deichbrand (Bericht hier!) sehr gespannt. Nach dem ersten Hören hatte ich einen positiven Gesamteindruck, wusste aber auch recht schnell, welche Songs ich persönlich davon häufiger hören werde und welche eher seltener. Ich halte das auf dieser Platte für eine Stärke, die Stücke sprechen musikalisch eine eindeutige Sprache in Bezug auf Tempo und Anspruch. So findet man im ersten Drittel soliden Pop-Rock, von dem ich sehr gerne viel mehr im alltäglichen Radioprogramm hören würde. In Songs wie Irgendwo da draußen oder Bang Bang habe ich einige Parallelen zum Puro Amor Album der Broilers gefunden, finde die Songstruktur bei Deine Cousine allerdings viel passender, so dass sich manche Aspekte meiner Broilers-Kritik hier ins Gegenteil kehren. Der reduzierte aber immer anwesende Rock-Sound in den ersten vier Stücken wird gezielt und geschickt eingesetzt, um die Lieder anzutreiben wie zum Beispiel im Refrain von Bang Bang. Dazwischen gibt es auch mal recht poppige Elemente wie das Keyboard auf Küsschen links, Küsschen rechts oder mehrstimmige chorartige Parts.

Mit Lied 5 dem titelgebenden Song Ich bleib nicht hier nimmt die Platte für mich eine Wendung, denn dieser und viele der folgenden Songs sind für mich mehr als nur gute Pop-Rock-Songs.

Ich bleib nicht hier lebt von einer unfassbar gelungenen Dramatik in der Songstruktur und dem Zusammenspiel von Lyrics, Gesang und Musik. Von Anfang bis Ende eine geniale Spannungskurve. Der Wellenbrecherbereich hat hier seinen Lieblingssong von diesem Album gefunden und wir freuen uns sehr, dass Sängerin Ina Bredehorn uns in unserem Interview speziell zu diesem Lied einiges zur Entstehung und Gestaltung berichtet hat (Link hier!)

„Mir ging es einfach super beschissen an diesem Tag!“

Nach so einem emotionalen Track ist es immer schwierig für den nachfolgenden Song. Am besten einfach ab durch die Mitte. Folgerichtig wird dann mit Träume findet man im Dreck die Stimmung total aufgebrochen. Dieser Song prescht sofort nach vorne und bietet richtigstarken Punkrock.

Das Album bleibt dann facettenreich und bringt mit Bring mich nach Hause eine wirklich starke Rock-Ballade, die zwar in den ersten Takten beginnt wie ein Pet-Shop-Boys Stück, sich aber musikalisch sehr schön entwickelt. Ähnliches gilt für kaputtgeliebt oder 369, wobei das musikalisch wieder etwas poppiger ist, aber den Hörer dafür textlich bindet. Das ist überhaupt ein wesentliches Merkmal der Platte. Die Texte sind stark, weil sie sehr authentisch und sprachlich treffend sind – egal ob eher ironisch spaßig oder ernst und persönlich.

So schließt die Platte dann mit Bielefeld, Paris oder Madrid und Einen noch dann mit den textlich zwar belangloseren, aber dafür musikalisch treibenden und auf Konzerten hervorragend funktionierenden Titeln.

Im Fazit bleibt für mich festzuhalten, dass Deine Cousine mit Ich bleib nicht hier eine Platte abliefern, die nicht in allen Songs meinen persönlichen Geschmack trifft, die ich aber vom Konzept verstehe. Außerdem sind einige hervorragende Lieder dabei und in der Gesamtheit lässt mich diese Platte hoffen, dass man diese Lücke von gelungenem, weil authentischem Pop-Rock mit Deine Cousine endlich schließen kann. Dieses Genre war über Jahre hinweg zu oft peinlich gewollt oder viel zu cheesy besetzt. In jedem Fall sollte man den Werdegang von Deine Cousine weiter verfolgen, denn:

„Ich möchte einfach Musik machen, die mir gefällt. Und vielleicht ist es auch morgen was ganz anderes.“

Ich bleib nicht hier von Deine Cousine erhält von uns 7 von 10 Wellenbrecher.

#38 Im Interview mit Deine Cousine

Mit ihrem neuen Album “Ich bleib nicht hier“ ist Ina Bredehorn aka Deine Cousine gerade mit 200 Sachen auf der Überholspur unterwegs. Vor ihrem Auftritt im Bremer Mordernes hat sich die meinungsstarke Wahl-Hamburgerin mit uns getroffen, um über Bremen, das erfolgreiche Album, ihr Songwriting und andere spannende Themen zu sprechen. Das Interview gibt es ab sofort überall im Streaming und hier:

Kontaktdetails Deine Cousine:
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#37 das dreckige Dutzend (Akustik)

Und wieder erstellen wir für euch in der Folge eine spannende YouTube-Playlist. Dieses Mal zum Thema Best of Akustik-Mucke. Doch bevor ihr euch den Musikmix auf die Ohren gebt und den besonderen Charme des Reduzierten genießt, hört am besten erst bei uns rein und erfahrt, wie wir auf die 4×3 ausgewählten Songs gekommen sind und was es in Anlehnung an unsere letzte Hauptfolge (#36 Busking – die Welt der Straßenmusik) abschließend noch zu sagen gibt. Also dann, raus die Kabel und auf die Herzen!