Macht schon Platz für den Landvogt, denn heute widmen wir uns voll und ganz der fantastischen Erfindung, Filmszenen mit atmosphärischer Musik zu bereichern. Neben unseren Lieblings-Filmsongs lernt Ihr ganz nebenbei auch ein paar unserer All Time Film-Highlights kennen. Alright, alright, alright! Was sind Eure Lieblingsfilme, Zitate und Soundtracks?
Die Folge sowie die Wellenbrecherbereich-Playlist „Best of Soundtracks“ findet Ihr hier:
In Podcast #5 „Öffentlich brandmarken“ sprachen wir bereits über das neue Album. Hier meine schriftliche Rezension:
Vorweg: Das neue Album der drei Schotten polarisiert. Es gibt die Fraktion, denen die Songs zu glatt gebügelt sind, zu poppig, zu mainstreamig. Und es gibt die Fraktion, die sich aus der „zu sehr“-Falle lösen kann und das Album nackt bewertet, ohne die Kleider der Vergangenheit zu bemühen. Ja, Biffy Clyro auf Blackened Sky und Biffy Clyro auf ihrem achten Studioalbum A Celebration of Endings klingen wie verschiedene Bands. Ist das schlimm? Nein. Nicht, wenn beides gut ist. Ist das ungewöhnlich? Nein. Käme jemand auf die Idee, den 15-jährigen Simon Alexander Neil (Alter bei Band-Gründung) mit dem heutigen zu vergleichen? Vermutlich auch eher nicht. So wie sich Menschen verändern, verändern sich Bands. Der musikalische Sprung vom kratzigen Only Revolutions zum orchestralen Nachfolger Opposites war ebenfalls riesig und dennoch sind beide Alben unabhängig voneinander Lichtblicke der jüngeren Rockgeschichte.
Bewerten wir also, was hier hören.
Mit North of No South brettern die Jungs im Opener gleich stark los. Die auf C-Stimmung gedroppten Saiteninstrumente untermauern die Ambitionen: Von Simon Neil gibt es die volle Breitseite Distortion und die Johnston-Zwillinge betten ihn gekonnt ein. In Intro und Outro übrigens im kantigen 7/8-Takt. In den Strophen darf’s dann wieder veträumt melodisch sein. Bester Song des Albums. Can you feel it?
Danach folgen Songs, die gemeinschaftlich als große Hymenpoprock-Arie bezeichnet werden können und bei vielen Kritikern vermutlich der Stein des Anstoßes sind. The Champ beispielsweise zeigt gleich zu Beginn mit Piano- und Streicher-Arrangements wohin die Reise geht: Biffy Clyro bleiben auch 2020 Mannen für epische Settings. Und spätestens bei Tiny Indoor Fire works träumt sich der geneigte Hörer auf die menschenüberflutete Rasenfläche eines Fußballstadions – im Jahr 2021?!
Und auch die obligatorische (Dreivierteltakt-)Ballade kann sich in würdiger Tradition von Opposite mehr als sehen lassen: Space ist kein Lückenfüller. Schon in der Albumversion klasse, so spielt das Live-Arrangement seine ganze Vielfalt und Eleganz aus. Sehr zu empfehlen diese Version aus dem Barrowland Ballroom in Glasgow:
Die meisten aktuellen Rockbands können sich hinsichtlich Kreativität und Melodienfindung bei den drei Schotten eine dicke Scheibe abschneiden.
Doch einen Stimmungskiller gibt es auch: Warum die Jungs unbedingt einen Song mit Steve Mac schreiben mussten, der u.a. für Westlife, Boyzone oder Atomic Kitten zur Feder griff, bleibt ihr Geheimnis. Und auch Co-Co-Autor Ammar Malik (u.a. Maroon 5) ist da keine bessere Wahl. Der Hörer jedenfalls bekommt mit Instant History genau das, was zu erwarten gewesen war: Ein neues, skip-it-Erlebnis à la „Re-Arrange“, wenngleich die steeldrum-ähnliche Refrain-Melodie zugegebenermaßen auch was hat. Fairerweise sei an dieser Stelle erwähnt, dass Mac auch am starken Space mitschrieb (s.o.).
Fazit: Je öfter ich A celebration of Endings höre, desto besser finde ich es, selbst wenn nur 2½ sogenannte „Rocksongs“ auf der Platte sind (der zweite ist End of und der halbe Song ist Cop Syrup, der radikal an frühere Alben erinnert). Dennoch sind auch die radiotauglichen Nummern abwechslungsreich und mit Liebe zum Detail geschrieben. Sie machen Spaß. Denn: Kreativer Poprock ist immer noch um Längen besser als austauschbarer Hardrock. Viele Kleinigkeiten speziell im Gitarrenspiel sowie allgemein im Songwriting (nennt mir jemand Mainstream-Radiorock im 7/8-Takt – neben Norh of No South übrigens auch bei Weird Leisure zu hören) machen die Tracks besonders. Trotz stadiontauglicher Mitsing-Hymen enmasse wurden die orchestralen Parts wieder reduziert. Biffy Clyro bleiben speziell und unverwechselbar. Gut so. This is the sound that you make. Hut ab, Jungs!
Schließen möchte ich mit einem Zitat aus dem Opener, gerichtet an alle irrationalen, eindimensionalen Kritiker. Simon says: I gave it all, you could take it or leave it
Inhalt: Bei all den erfüllenden Themen, die das spannende Feld der Musik mit sich bringt, gibt es doch auch Kehrseiten: Wie kommt es, dass die Musikbranche nicht nur männerdominiert, sondern gar frauenfeindlich zu sein scheint? Ein Spiegelbild der Gesellschaft? Vier Männer begeben sich auf Spurensuche und damit aufs Drahtseil – ohne Netz und doppelten Boden. Natürlich freuen wir uns immer über Feedback, aber dieses Mal umso mehr vom weiblichen Geschlecht: Wie ist Eure Wahrnehmung? Wo liegen wir falsch? Was liegt Euch am Herzen?
Zum Einstieg hat jeder von uns aber erstmal wieder einen Tipp aus’m Pit für Euch dabei (hier auch zum Nachlesen und Downloaden). Außerdem sprechen wir über das im Sommer erschienene Biffy Clyro Album A celebration of endings
Im abschließenden Spiel erleben Hans-Martin und Stefan Raab eine Reinkarnation.
Seid dabei!
Quellenangabe: Wenn Ihr Euch intensiver mit dem Thema Vielfalt / Frauen in der Kultur beschäftigen möchtet, findet Ihr hier die von Felix im Podcast erwähnten Studien als pdf-Download:
Alex: Heute mal nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen: Die HBO-Serie Vinyl wurde produziert von Martin Scorsese und Mick Jagger. Wir begleiten Ritchie Finestra, den charismatischen Chef eines New Yorker Plattenlabels, in den 70er Jahren raus aus der Krise. Sex, Drugs, Rock n‘ Roll und ein Schuss Crime inklusive! Starke Mucke, berauschende Bilder, toller Cast! Genau richtig für die dunkle Jahreszeit. Funktioniert auch als Weihnachtsgeschenk! Schaut rein! @Gerrit: Es sind zehn Episoden.
Die DVD (Staffel 1) gibt es hier. Kein Streaming aktuell.
Alex, die 2.: Ex-Oceansize-Mastermind, Multi-Instumentalist, Poet, Biffy Clyro Ghost-Gitarrist, kurz: Tausendsassa: Mike Vennart hat inzwischen drei Solo-Alben* auf den Markt geschmissen, die Beachtung verdienen. Auf To cure a blizzard upon a plastic sea (2018) reiht sich ein Kunstwerk ans nächste. Ende letzten Jahres schrieb er mit Wut im Bauch den Song Dick Privilege (s.u.), nachdem seine Familie über Weihnachten unzählige Morddrohungen erhalten hatte, weil er zuvor einen Nazi Nazi nannte. Ein passendes Video:
*Nachtrag: Anfang November – also kurz nach der Aufnahme unserer #5 – brachte Vennart sein drittes Solo-Album mit dem Namen In the Dead Dead Wood heraus. Fantastische Scheibe!
Felix: 100 Kilo Herz – Stadt Land Flucht. LP. VÖ: 2020. Label: Bakraufarfita Records Kurzbeschreibung: Gitarrenriffs und Bläserelemente ergeben feinsten Brass Punk aus Leipzig. Zudem überzeugen die Jungs durch ihre politischen, gesellschaftskritischen Texte. Neben dem kreativen Albumtitel weiß auch das schlichte, aber aussagekräftige Cover zu gefallen. Daumen hoch! Nachtrag: Hier geht’s zum Konzertbericht von Alex.
Gerrit: Pantera – Cowboys from Hell. LP. VÖ: 1990. Label: Atco Records Passend zu unserem Hauptthema in Session #2 des Podcasts gilt dieses Album als das erste kommerziell erfolgreiche der Band, wenngleich es bereits das fünfte ist. Welcome to the 90s! Zum Download des Albums geht es hier.
Apropos Gerrit und Pantera: Checkt gerne mal Gerrits Nebenprojekt auf youtube aus. Hier covert er Walk (vom Album Vulgar Display of Power):
Marco:The Ramones – Greatest Hits. VÖ: 2006 Kurzbeschreibung: Ja, zu den Ramones könnten wir hier – Achtung – Romanes verfassen oder wir sagen einfach: Die besten Songs einer der erfolgreichsten Punk-Bands aller Zeiten, die (zumindest gefühlt) jeden heutigen Rockmusiker beeinflusst hat, gesammelt auf einer Platte. Was will man mehr? One, Two, Three, Four! Anhören!
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